reisetipps
: Neufundland

Story

Auf diesen Inseln waren schon die Beothuk zu Hause, die Ureinwohner Neufundlands – so lange, bis die weißen Siedler kamen: Iren, die dem Hunger in ihrer Heimat entfliehen und ein neues Leben beginnen wollten, an diesen Küsten, an denen die See im Frühjahr brodelte vor Kabeljau. Englische Matrosen, die vor der Schinderei auf den Fischereischiffen flüchteten. Oder auch von ihren Kapitänen zurückgelassen worden waren, weil ihre Kajüte, gefüllt mit Stockfisch, mehr einbrachte, als der Mann wert war. Ende des 18. Jahrhunderts drangen sie immer weiter vor. Es ist gut vorstellbar, was sie empfanden, als sie ihre Boote zum ersten Mal durch die Untiefen navigierten: staunende Begeisterung. Die Welt uralt und frisch wie am ersten Morgen.

Später war freilich keine Zeit mehr für poetische Anwandlungen: Wald musste gerodet, die erste Hütte gebaut, ein Keller gegraben, ein Bootssteg und Plattformen zum Trocknen der Fische angelegt werden. Die Beothuk störten da nur, leidige Konkurrenten bei der Jagd nach Ottern und Seehunden. Auch in Neufundland galt ein toter Indianer bald als der beste Indianer. Wer davonkam, erlag den Seuchen, die Letzte der Beothuk starb 1829.

Eine kleine Erinnerungstafel erzählt Geschichte: Schon 1836 hatte Bar Haven 130 Einwohner, einen Friedensrichter und einen Polizisten, drei Jahre später dann auch schon eine Kirche und eine Schule. Als die Hummerfischerei aufkam, baute man eine kleine Fabrik: Im Jahr 1913 verarbeiteten die 22 Hummerpacker von Bar Haven insgesamt 59.000 Hummer. Es waren zu viele, die Bestände schrumpften, die Leute wandten sich verstärkt dem Kabeljau zu. Am Ende, Mitte der Sechziger, waren es 200 Männer, Frauen und Kinder, die den Ort für immer verließen: Aufstieg und Niedergang eines Gemeinwesens.

Anreise: Air Canada, Canada 3000, Air Transat und Lufthansa verbinden Deutschland und Canada. Von Toronto oder Montreal geht es weiter nach St. John’s. Die schnellere Verbindung: London – St. John’s.

Beste Reisezeit: Juni bis September

Wetter: Schwer vorhersagbar. Atlantisches Klima. Wechselhaft. Milde Winter, Sommer mit heißen Abschnitten.

Essen und Trinken: Hummer ist während der Saison (April bis Juli) billig und köstlich.

Literatur: Eben ist ein neuer Sammelband mit Essays erschienen, herausgegeben von der Volkskundlerin Elke Dettmer: „Neufundland und Labrador – Insider berichten“. Die Themen decken ein weites Spektrum ab: Wirtschaft, Politik, Geschichte, Geologie, Flora und Fauna, Musik und Literatur sowie Kulinarisches aus der Vergangenheit. Die deutsche Übersetzung kostet 11 Euro und ist zu beziehen über Birte Molgaard, Scharnhorststr. 14, 65195 Wiesbaden, e-mail: bmolgaard@yahoo.com

Infos Neufundland: Department of Tourism, Culture and Recreation, P.O. Box 8730, St. John’s, Newfoundland, A1B 4K2, Tel.: (0 01) 8 00-5 63-63 53 Informationen Kanada: Kanada Tourismus Programm, Postfach 200247, 63469 Maintal Kanada Service-Hotline, Tel.: (0 18 05) 5 27 62 32, Fax: 0 61 81 49 75 58, e-mail: canada-info@t-online.de