Pleite trotz Boom

Wegen Misswirtschaft schreiben Biosupermärkte von Ökoland rote Zahlen. Finanzstarker Investor gesucht

BONN taz ■ Die Bio-Supermarktkette Ökoland ist pleite. Am Donnerstagabend trafen sich die Aktionäre in Düsseldorf. Sie verlangten Auskunft darüber, wieso ihr Investment in einem boomenden Markt so kläglich scheitern konnte. Der Discounter war 1999 angetreten, eine Kette von Bioläden mit erschwinglichen Preisen auf die Beine zu stellen.

Vorstand Reinhard Raffenberg, der bereits mit zwei ähnlichen Unternehmen in der Biobranche gescheitert ist, sammelte in zwei Kapitalerhöhungen über 2 Millionen Mark ein und sprach anfangs noch vom Börsengang „noch vor 2003“. Das Geld der Aktionäre auszugeben, fiel dem Vorstand nicht schwer: Diverse Beraterverträge auch mit seiner eigenen Beratungsgesellschaft wurden geschlossen und mehrere Finanzinstitute mit satten Provisionen versorgt.

Die Forderungen belaufen sichnach Auskunft des jetzigen Vorstandes auf bis zu 600.000. Laufende Kosten von 30.000 im Monat lassen einen Fortbetrieb der alten Ökoland AG als fraglich erscheinen. Die Einnahmen aus den drei Biodiscountern decken die Kosten nicht im Ansatz. Murphy & Spitz kommt zu der Erkenntnis, dass selbst mit vier oder fünf Bioläden eine gesicherte Existenz des Unternehmens nicht möglich erscheint. Um die laufenden Kosten zu senken, wurde der Bioladen in Köln bereits geschlossen. Die beiden Märkte in Düsseldorf werden vom Insolvenzverwalter provisorisch weitergeführt. Hier zahlt das Arbeitsamt die Löhne.

Nun wird überlegt, den Mitarbeitern und Lieferanten der Oekoland einen finanzstarken Investor an die Seite zu stellen, um das Unternehmen wieder in die Gewinnzone zu führen. Um die Aufbauarbeit der Ökoland-Aktionäre und Mitarbeiter zu würdigen, will die Beteiligungsgesellschaft anbieten, sich zum Nennwert von 1 an einer neuen Aktiengesellschaft zu beteiligen.

ANDREW MURPHY

Andrew Murphy ist Geschäftsführer von Murphy & Spitz Umwelt Consult