Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Wenn es denn einen anständigen Sommer geben sollte, dann werden hier die besten Partys laufen. Einfach, weil sie sich von selbst ergeben müssen. Die fünf Galerien in den S-Bahn-Bögen am Holzmarkt haben nämlich keine Nachbarn, die sich lärmempfindlich geben können, sondern im Gegenteil gleich nebenan eine Tanke, bei der immer noch Bier und Zigaretten zu haben sind, wenn es vor Ort nichts mehr gibt. Einen erfolgreichen Probelauf gab es jedenfalls schon mal am Samstag. Und natürlich Vernissagen. „Here and Now“ beim Büro Friedrich: Arbeiten von Künstlern, die jetzt! hier! in Berlin! leben und arbeiten, und davon gibt es ja genug. 26 sind es bei BF, also reichlich Stoff zum Schauen, Denken, Tanzen.

Bei Carlier/Gebauer hat Michel François seinen Kollegen François Curlet zu einem Gemeinschaftsprojekt eingeladen, und die beiden harmonieren so gut, dass es schwer fällt zu sagen, wo der eine anfing und der andere weiterbaute. Mit goldenen Peanuts in der Vitrine und Kakteen in Do-it-yourself-Töpfen aus Eintrittskartenrollen kommen sie zusammen beschwingter und leichter daher als Michel François, der im zweiten Bogen der Galerie alleine ausstellt. Kaputtmachen, zerkratzen, zerreißen, zerschmettern als Methoden bildhauerischen Arbeitens werden unter anderem mit einen Film demonstriert, der einen Mann aus der Vogelperspektive zeigt, auf den von oben Weinflaschen in immer heftigerem Tempo und mit immer größerem Getön niedergehen. Auch Mathieu Mercier bei Chouakri-Brahms übt sich im Zerlegen; allerdings dezent-virtuell, im explodierenden Computermodell des blau-roten Rietveld-Stuhls. Dazu verwandelt er seine Teleskopsäule von der Baustelle sehr konstruktiv in eine elegante, minimalistische Lampenskulptur.

Anregungen: vorlauf@taz.de

Freitag kommt Konzert