berliner szenen Aufregung im Grell-Eck

Bush ehren und sterben

Als Gerhard Schröder und seine Frau Doris mitsamt Tochter neulich im Grell-Eck an der Prenzlauer Allee auftauchten, waren sich Peter und Ute, die beiden Wirte des Grell-Ecks, hundertprozentig sicher: Da muss doch was im Busche sein, da kommt was auf uns zu! Doris wollte einen Kaffee haben, Gerhard ein Büchsbier von Kindl und die Kleine eine Fanta, dazu bestellten sie das Hausmacherfrühstück „Prenzlau“ für zwei Personen. Wegen dem Bier war Peter ein bisschen angesäuert, er hatte doch auch Berliner Pilsener in Flaschen da!

Das aber legte sich, als einige Tage später ein Schreiben des Bundeskanzleramts bei Peter und Ute eintraf. Sie sollten doch bitte eine Liste mit den Namen und Biografien ihres Personals erstellen. Kein Problem für die beiden, sie wussten um ihren guten Leumund. Da sie sich jetzt ziemlich sicher waren, bald George W. Bush bei sich empfangen und bewirten zu können, unternahmen sie zusätzliche Anstrengungen: Druckten Flyer, auf denen stand, dass sie mit dem Gugelhof zu den angesagtesten Szenerestaurants in Prenzlauer Berg gehören; stellten Bücherregale in ihren Laden, um die Konkurrenz vom Literaturcafé „Theodor Tucher“ souverän aus dem Feld zu schlagen; ja, Peter kaufte sogar ausgewählte Werke von Heinz Knobloch, Heinz Konsalik, Martin Walser und John Updike; und schließlich animierten sie auch noch ihre beiden Stammgäste Thorsten und Werner Sohn, die amerikanische Nationalhymne einzustudieren. Doch es half alles nichts: kein George, keine Laura, kein Schröder, kein Niemand! Nur ein Reporter von der B.Z., dem Peter gerade noch einen Satz ins Aufnahmegerät sprechen konnte: „Ich hätte mein Leben dafür gegeben, Bush einmal live zu sehen.“ Dann starb Peter.

FRANCIS BERGMANN