An der Wurzel des Rassismus

■ Mit kleinem Geld will die Bundesregierung dem Rassismus zu Leibe rücken. Gestern wurden die Bremer Xenos-Projekte vorgestellt

Die Fremdenfeindlichkeit beim Schopfe packen. Das ist das Ziel des Bundesprogramms „Xenos – Leben und Arbeiten in Vielfalt“, das Projekte fördert, die sich gegen Fremdenfeindlichkeit im Alltag richten.

18 Projekte aus Bremen hatten sich beworben. Drei von ihnen wurden ausgewählt und werden mit 312.000 Euro unterstützt. Jugendsenatorin Karin Röpke (SPD) stellte sie gestern gemeinsam mit Marieluise Beck (Grüne), der Bundesbeauftragten für Ausländerfragen, vor. „Es geht darum, in Bremen vor Ort mit den Projekten Erfahrungen zu sammeln“, erklärte Röpke. Beck erläuterte: „Es geht darum, Vorurteile und Unkenntnis über andere Kulturen abzubauen.“

Konkret soll das durch drei Modelle gelingen, die das Miteinander unterschiedlicher Nationalitäten in Schulen und Betrieben verbessern. Dem Bremer „Xenos-Netzwerk“, wie das erste Teilprojekt heißt, geht es darum, Ausbilder und Lehrkräfte aus Betrieben und Berufsschulen fortzubilden. Die lernenden LehrerInnen werden zu Themen wie interkulturelle Konflikte, Gewalt oder Sprachen- und Religionsvielfalt geschult. „Unser Ziel ist es, die Lernsituation zu verbessern“, sagte Asmus Nitschke für das Bremer Netzwerk.

„All together Fit“ verspricht der Ansatz des Bremer Instituts für Pädagogik und Psychologie. SchülerInnen der Klassen sechs bis zehn sollen in einem interkulturellen Training lernen, Körpersprache und Rituale anderer Nationalitäten besser zu verstehen. Das passiert durch Rollenspiele in kleinen Gruppen, die aus Jugendlichen verschiedener Herkunft bestehen. Auch die beiden Trainer sollen jeweils aus Deutschland und einem anderen Land kommen.

Bei diesem Projekt gibt es nur ein kleines Problem: „Wir haben bisher keine Zuweisung von Ent-lastungsstunden“, sagt Gerd Jugert. Will heißen, die Schulen können bisher keine LehrerInnen abstellen, die das Training leiten. „Insgesamt wäre das eine halbe Stelle für zwei Jahre“, rechnet Jugert, „das finde ich nicht viel.“ Dennoch sind die Aussichten auf zusätzliche Lehrkräfte derzeit eher schlecht (vgl. S. 21).

Am Lehrermangel wird zumindest das dritte Projekt nicht scheitern. Denn das Programm „Soziales Training gegen Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit (STAF)“ des Arbeitslosenzentrums Nord ist für Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger gedacht. Heiner Rehling, der das Projekt vorstellte, berichtete von einem jungen, sehr fähigen Elektriker aus Ghana, der keine Anstellung fand, nur weil er schwarz war. Die Betriebe fürchteten, sie könnten durch seine Hautfarbe Kunden verlieren.

STAF soll versuchen, durch Diskussionen in Betrieben solche Fälle zu verhindern, um Vorurteile abzubauen. Aber es geht nicht nur um Arbeitsplätze, sondern auch um das Leben außerhalb der Betriebe. In den einzelnen Stadtteilen sollen Informationsveranstaltungen abgehalten und Dienstleistungen angeboten werden. Rehling dazu: „Arbeit und Leben sollen zusammengebracht werden.“ Was das genau heißen soll, erklärte er leider nicht.

Alle waren sich im Klaren, dass das Problem Fremdenfeindlichkeit mit diesen Projekten noch lange nicht gelöst sei. Rechtsradikalismus solle aber möglichst immer schon im Vorfeld verhindert werden, meinte Beck: „Die entscheidende Frage ist: Wen holt man raus? Oder wen lässt man erst gar nicht rein?“ Anne Reinert