Höhenluft fürs Kellerteam

Viertligist Tennis Borussia gewinnt den Paul-Rusch-Pokal und darf in der kommenden Saison am DFB-Pokal teinehmen. Zudem geben neue Sponsoren etwas Geld

Mittwochabend lupfte TeBe-Kapitän Taskin Aksoy den Silberpott im Jahn-Sportpark dermaßen schwungvoll in die Höhe, dass seine Nase in Mitleidenschaft geriet und er seinen Jubel vorzeitig abbrechen musste. „Eine Pokaljubelverletzung“, diagnostizierte Aksoys Trainer Claudio Offenberg verschmitzt. Mit 4:0 (1:0) hatten seine Lilaweißen den Reinickendorfer Füchsen deren fußballerische Grenzen deutlich aufgezeigt. Dass mit Daniel Pelzer auch noch ein früherer „Fuchs“ drei Treffer erzielte, verstärkte die Enttäuschung auf Seiten der Verlierer, die aber nicht am Ergebnis herumkrittelten.

TeBe-Coach Offenberg sprach nach dem Spiel von einer „optimalen Saison“ mit der Vizemeisterschaft in der Oberliga und dem Sieg im Paul-Rusch-Pokal, dem nach dem ehemaligen Präsidenten des Berliner Fußball-Verbandes benannten Landespokal. Und noch wichtiger: Dieser Pokalsieg berechtigt TeBe zur Teilnahme am DFB-Pokal, womit sich der Verein nach zweijähriger Abstinenz durch den Zwangsabstieg aus der Zweiten in die vierklassige Oberliga mal wieder auf Bundesebene präsentieren darf.

Die Saison hätte vielleicht noch optimaler ausfallen können, wären da nicht die vom DFB verweigerte Lizenz für die Regionalliga sowie die ominöse Steuerschuld von 1,1 Millionen Euro, die noch aus der Ära der Göttinger Gruppe stammt. TeBe-Präsident Klaus Schumann gibt sich in beiden Fällen optimistisch. Der Lizenzantrag werde für die nächste Saison besser vorbereitet, weshalb er den Titel, sprich: den Aufstieg „im Visier“ habe. Und in Sachen Steuerschuld habe sich das Finanzamt noch nicht zur Sache geäußert, außerdem sei aufgrund einer komplizierten Vertragslage gar nicht klar, ob der Westberliner Klub haftbar gemacht werden könne. Über eine Insolvenz des Vereins haben die TeBe-Verantwortlichen angeblich noch nicht nachgedacht.

Vielleicht liegt's an den zwei neuen Sponsoren, dem Ausrüster Adidas und der Thuringia-Generali. Der Schriftzug der Versicherung wird die lilaweißen Leibchen ab dem Sommer zieren. Auf „knapp unterm sechsstelligen Bereich“ bezifferte Schumann die monetären Gaben der beiden edlen Spender. Dazu addieren sich mindestens 50.000 Euro, die TeBe für die Teilnahme an der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals vom Übertragungssender ARD erhält, wobei sich diese Summe mit dem Erreichen der nächsten Runde jeweils verdoppelt. Selbst das wären allerdings Peantus, verglichen mit den rund 35 Millionen Euro, die der abgesprungene Sponsor Göttinger Gruppe innerhalb weniger Jahre in den Verein investierte.

Den Fans scheint das egal. In Anspielung auf das große Pokalfinale nächstes Frühjahr im Olympiastadion skandierten sie schon mal gut gelaunt: „Berlin, wir fahren nach Berlin!“

MARCUS VOGT