Kurs der Deutschen Telekom fällt, fällt, fällt

Aktie auf neuem Allzeittief nach Herabstufung durch Ratingagentur. T-Online weiter mit Verlusten. Vorstand kündigt weitere Massenentlassungen an

BERLIN taz/dpa ■ An Tagen wie dem gestrigen greifen Analysten und Beobachter gern zu drastischen Bildern: „T-Aktie gerät unter die Räder“, oder „Telekom stürtzt in den Keller“ hieß es gestern. Und das traf es wohl auch: Nach einem Bericht der Ratingagentur Moody’s fiel der Kurs des als „Volksaktie“ bezeichneten Titels erstmals unter die Marke von 12 Euro – auf das Allzeittief von 11,76 Euro. Das waren immerhin fast 20 Prozent weniger, als die Aktie bei ihrer Ausgabe 1996 gekostet hatte (14,57 Euro).

Ratingagenturen sind so etwas wie die Alarmsirenen der Finanzwelt, deren Bewertungen etwa darüber entscheiden, zu welchen Zinsen Firmen Kredite an den Kapitalmärkten aufnehmen können. Moody’s, die zweitgrößte Ratingagentur der Welt, hatte gestern den Telekom-Geschäftsausblick von „stabil“ auf „negativ“ herabgestuft. Und das mit gutem Grund: Am Mittwoch musste Telekom-Chef Ron Sommer einräumen, dass sich das Wachstum in der Festnetzsparte – der stärksten Säule im Konzern – wegen des Preisdrucks verlangsamte.

Gestern nun kamen noch weitere Negativnachrichten dazu: Deutschlands größter Internetanbieter T-Online konnte zwar seine Verluste seit Jahresbeginn verringern, schreibt aber weiter tiefrote Zahlen. Das Minus der Telekom-Tochter betrug im ersten Quartal 89,7 Millionen Euro. Vorstandschef Ron Sommer dürfte ein schwerer Dienstag bevorstehen: Da nämlich treten die Aktionäre auf der Hauptversammlung auf. Einige Aktionärsvertreter haben bereits angekündigt, Vorstand und Aufsichtsrat wegen des Kursrutsches und der hiermit verbundenen Vernichtung von Vermögenswerten die Entlastung zu versagen.

Entsprechend aktionistisch agierten gestern die Entscheidungsträger: Der geplante Stellenabbau solle beschleunigt werden. Bisher ist der Abbau von 12.000 Jobs mit dem Betriebsrat bereits fest vereinbart. Bis 2004 werden nun 10.000 zusätzliche Arbeitsplätze gestrichen, sagte Personalvorstand Heinz Klinkhammer dem Düsseldorfer Handelsblatt. Klinkhammer will die Kürzungen ohne betriebsbedingte Kündigungen über die Bühne bringen. In Bereichen mit Personalüberhang sollen ganze Abteilungen in Qualifizierungsgesellschaften überführt werden. Dort könne die Weiterbildung von der Telekom, mit Eigenbeteiligung der Beschäftigten und öffentlicher Förderung, bezahlt werden.

Gegenwärtig arbeiten 256.000 Menschen bei der Telekom. Die Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di, die gegenwärtig mit dem Bonner Konzern in Tarifverhandlungen steht, hatte vor wenigen Tagen davon gesprochen, dass die Telekom mit dem Abbau von 30.000 Stellen drohe, wenn die Arbeitnehmerseite ihre Gehaltsforderungen (6,5 Prozent) nicht herunterschraube. RENI