zahl der woche
: Anti-Teuro-Gipfel

Doppelter Preis? Doppelt so gut!

Neulich beim Thailänder: Die Ente kross mit süß-saurem Gemüse kostete 13 Euro. Hatte das gleiche Gericht, identisches Federtier, identische Ingwerscheiben, nicht kurz vor Weihnachten noch 13 Mark gekostet? Der Restaurantbesitzer lacht: Ja, schon. Aber inzwischen hat sich die Qualität verdoppelt. Soso, die Qualität – eine besonders dreiste Lüge aus dem Euroumstellungs-Repertoire Berliner Gastronomen.

Kein Einzelfall. Nach offiziellen Angaben sind die Preise in der Gastronomie in den ersten drei Monaten dieses Jahres im Durchschnitt um 3,7 Prozent gestiegen. (Gestern meldete allerdings das Statistische Bundesamt, die Teuerungsrate insgesamt liege im Mai nur bei unbedenklichen 1,2 Prozent.) Dennoch wurden Klagen über den Teuro-Euro zunächst als Schwarzseherei abgetan. Zumindest von offizieller Seite. Nun will sich Verbraucherministerin Renate Künast (Grüne) der Sache annehmen: Für kommenden Freitag hat sie einen „Anti-Teuro-Gipfel“ nach Berlin einberufen. Geladen sind Vertreter von Handel, Verbraucherschutzverbänden, Gastronomie, Arbeitgebern und Gewerkschaften.

Die Ministerin will ein „konkretes Werkzeug“ gegen die „teils unverschämten Preiserhöhungen“ finden. Das könnte ein bundesweites „Euro-Beschwerdeforum“ sein, wie es die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen eingerichtet hatte. Dort wurden Beschwerden der Kunden zusammen mit Stellungnahmen der betroffenen Firmen oder Gastwirte per Internet veröffentlicht.

Eine weitere Möglichkeit: Die Konsumenten boykottieren Geschäfte und Restaurants mit überhöhten Preisen. Das empfehlen unter anderem Bundeskanzler Gerhard Schröder und sein Finanzminister Hans Eichel (SPD). Mehr wollen sie nicht tun – schließlich leben wir in einer freien Marktwirtschaft, wo sich die Preise nach Angebot und Nachfrage bilden.

Das Gaststättengewerbe begrüßt die Einladung der Ministerin: Man wolle gerne die Gründe für die Preissteigerungen von 3,7 Prozent in den ersten drei Monaten des Jahres erläutern. Dazu gehörten: die höheren Preise für Öl und Gas, BSE, Maul- und Klauenseuche, die gestiegenen Gemüsepreise. Na, und eben die Qualität.

KATHARINA KOUFEN