Damen vom Schwarzen Farn

Bei der Rugby-Weltmeisterschaft der Frauen dominieren die Neuseeländerinnen

BERLIN taz ■ Die Weltmeisterschaft ist entschieden. Nein – nicht bei den Rundball-Männern, sondern beim Frauen-Rugby. Die Favoritinnen bei der diesjährigen vierten WM in und um Barcelona waren die Neuseeländerinnen. Sie hatten in den vergangenen zehn Jahren nur einmal ein Spiel verloren – das allerdings vergangenen Sommer gegen ihre Finalgegnerinnen vom Samstag, die Engländerinnen.

Das Match tobte denn auch hin und her. England lag bis zur 34. Minute mit 9:6 in Führung. Dann aber schoss eine der traditionell ganz in Schwarz gewandeten Neuseeländerinnen, Monique Hirovanaa, hinter den breiten Rücken ihrer Stürmerinnen hervor, durchbrach die überraschte Verteidigung der (ebenfalls traditionell) weißen Trikots Englands und lief zum ersten Versuch des Spiels in die Endzone ein. Ein Versuch gibt fünf Punkte, während ein Schuss durch die hohen Torpfosten drei Punkte bringt.

Anfang der zweiten Halbzeit legte Hirovanaa sogar noch einen Versuch nach – ein Rückstand, der gegen die undurchdringliche Verteidigung der Frauen mit dem Wappen des Schwarzen Farns nicht mehr aufzuholen ist. Während des ganzen Turniers hatten die Neuseeländerinnen zwar mehrere hundert Punkte gemacht, aber nur insgesamt 12 kassiert. Daran konnte auch nichts ändern, dass die Engländerinnen sogar Profis in ihren Reihen haben und kurz vor Schluss noch Gill Burns vom Londoner Verein Waterloo eingewechselt wurde – mit knapp 38 Jahren und 66 Länderspieleinsätzen die erfahrenste internationale Spielerin weltweit.

Die Neuseeländerinnen gewannen das Finale mit 19:9 und sind damit zum zweiten Mal in Folge Weltmeister geworden. Bei der ersten – nur halboffiziellen – WM 1991 in Wales mussten sie auf eigene Kosten anreisen, einige Spielerinnen konnten nicht mit, sie landeten unter „ferner liefen“. Daraufhin ließ sie der Verband beim nächsten Mal nicht mehr antreten. Schließlich ist Rugby auf den Inseln down under kein Spaß, sondern Gradmesser der nationalen Befindlichkeit, und in keinem anderen Sport werden internationale Misserfolge als so bittere Kränkung empfunden wie im Nationalsport Rugby. Inzwischen liefern die Black Ferns jedoch weitaus bessere Resultate als ihre männlichen Kollegen, die gefürchteten, aber zuletzt nicht überzeugenden All Blacks.

Frauen-Rugby ist noch nicht sehr alt, weil die Sportart bei den traditionell männerdominierten Verbänden als wenig schicklich galt – vor allem in Ländern wie Neuseeland, England oder Wales, wo Männer-Rugby eine der führenden Sportarten ist. Doch seit einigen Jahren hat selbst die konservative Neuseeländer Managerriege erkannt, dass einiges Potenzial in der Frauenvariante steckt.

In Frankreich, Neuseeland oder den USA trainieren offiziell schon tausende Frauen mt dem Lederei. In Deutschland sind es bisher nur ein paar hundert. Das deutsche Nationalteam diente denn auch vor allem als Punktelieferant. Es verlor jedes Spiel und wurde Letzter. Selbst gegen die Nachbarn aus den Niederlanden ging es knapp mit 19:20 daneben. Immerhin hatten die deutschen Frauen die Qualifikation für die WM geschafft. Ihren männlichen Kollegen gelang das noch nie. REINER METZGER