Bush fordert Rückzug Israels

US-Präsident George Bush hat von Israel ein sofortiges Ende der Militäroperationen verlangt. Arafat soll Terror unterbinden. Außenminister Collin Powell reist kommende Woche in den Nahen Osten

WASHINGTON rtr ■ US-Präsident Georg W. Bush hat seine bisherige Zurückhaltung im Nahostkonflikt aufgegeben. In einer überraschenden Ansprache um 18 Uhr mitteleuropäischer Zeit forderte Bush von Israel und den Palästinensern einen „sofortigen Waffenstillstand“. Der Präsident entsandte Außenminister Coplin Powell in die Kriegsregion.

Die Isarelis, so forderte Bush den langjährigen Verbündeten US-Amerikas, müssten ihre militärische Kampagne unmittelbar beenden und sich aus den in den vergangenen Tagen eroberten Gebieten zurückziehen. Er erwarte „Respekt für das palästinensische Volk“, sagt Bush, der ausdrücklich von einem palästinensischen Staat sprach. Umgekehrt brandmarkte der Präsident die terroristischen Attacken durch palästinensische Selbstmordattentäter. „Genug ist genug“, sagte Bush, „ich erwarte Ergebnisse.“

Der US-Präsident reagierte auf eine militärische und diplomatische Eskalation in Nahost am gestrigen Tag. Die Israelis hatten sich geweigert, hochrangigen europäischen und amerikanischen Delegierten einen Besuch bei Yassir Arafat zu genehmigen. Der Reihe nach fanden der Beauftragte der EU für Sicherheitspolitik, Javier Solana, der amtierende Präsident des europäischen Rats der Außenminister, der Spanier Josep Piqué, und der US-Sondergesandte Antony Zinni keinen Einlass beim Palästinenserpräsidenten. Arafat ist seit einer Woche in seinem zerschossenen Hauptquartier in Ramallah von der Außenwelt abgeschnitten.

Bush begrüßte audrücklich den Friedensplan des saudi-arabischen Kronprinzen Abdullah. Dieser sieht vor, dass Israel sich aus den 1967 besetzten Gebieten – Gaza-Streifen und Westjordanland – zurückzieht. Im Gegenzug erkennt die arabische Welt die Existenzrecht Israels in sicheren Grenzen an. Bush ermahnte die Israelis zu erkennen, dass sie noch nie so nahe an einer Anerkennung durch die arabischen Staaten gewesen seien.

In Bethlehem lieferten sich gestern israelische Soldaten und palästinensische Kämpfer Feuergefechte vor der Geburtskirche. Die israelische Armee sprengte Rundfunkberichten zufolge zunächst einige Häuser in der Umgebung des Gebäudes. Als einige Palästinenser daraufhin aus der Kirche flohen, sei es zu Schusswechseln gekommen, berichteten Augenzeugen. Das israelische Militär dementierte Berichte aus palästinensischen Kreisen, dass es in der Kirche zu bewaffneten Auseinandersetzungen gekommen sei. cif

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