Jumbo abgestürzt

22 Jahre alte Boeing 747 der China Airlines zerbricht vor dem Absturz bei Taiwan in der Luft. Explosion vermutet. Keine Überlebenden geborgen

TAIPEH dpa/ap/afp ■ Der bei Taiwan ins Meer gestürzte Jumbo-Jet mit 225 Menschen an Bord ist bereits in der Luft auseinander gebrochen. Bis gestern wurden trotz intensiver Suche keine Überlebenden gefunden. Hohe Wellen behinderten die Bergungsarbeiten an der Absturzstelle nördlich der Inselkette Penghu. Die Boeing 747-200 der China Airlines (CAL) stürzte rund 20 Minuten nach dem Start in Taipeh ins Meer. Es wurde kein Notruf empfangen. Möglicherweise gab es eine Explosion an Bord. Taiwans Vize-Verkehrsminister Tsai Duei erklärte, die Absturzursache sei noch ungeklärt.

Anwohner der Westküste Taiwans fanden Gegenstände, die aus dem Flugzeug stammten. Um die Absturzstelle bildete sich ein Ölteppich von der Größe eines Fußballfeldes. Bis Sonntag wurden erst einige dutzend Leichen geborgen. Unter den 225 Insassen des Fluges CI 611 nach Hongkong waren 190 Taiwanesen, 14 Bürger aus Hongkong, Macao und Festland-China, ein Schweizer, ein Singapurianer sowie 19 Crewmitglieder.

Experten des US-Flugzeugherstellers Boeing und der US-Flugsicherheitsbehörde werden heute in Taiwan erwartet. Das Flugzeug wurde wegen seines Alters nur noch eingesetzt, wenn keine anderen Maschinen zur Verfügung standen. Es war zuletzt am 3. Mai überprüft worden. Am 20. Juni sollte es an die thailändische Oriental Thai Airways geliefert werden, die den Jumbo für 1,57 Millionen Euro gekauft hatte.

Das dritte schwere Flugzeugunglück in Asien binnen sieben Wochen ist ein neuer Schlag für China Airlines, die seit Ende der 80er als unfallträchtige Fluggesellschaft gilt. Nachdem ein Pilotenfehler im Februar 1998 beim Landeanflug auf Taipeh zum Tod von 203 Menschen geführt hatte, forderte die Internationalen Zivilluftfahrt-Behörde Icao Taiwan auf, seine Luftfahrt gründlich umzustrukturieren. Die 1959 gegründete China Airlines litt unter der militärisch geprägten Geschichte Taiwans. Zwar wurden auch erfahrene ausländische Piloten verpflichtet, aber häufig wurden ausgeschiedene Militärpiloten – einmalig in der Welt – schon nach zwei, drei Jahren Flugkapitäne. „Es war oft unmöglich, mit den Old Colonels vernünftig im Cockpit zusammenzuarbeiten“, berichtet ein europäischer Flugkapitän.