Vorausgesehen
: Eine Art in Gefahr

■ Senatorin Wischer präsentiert Gutachten über Bremens Schrebergärten und ihre Zukunft

Mit Bremens Kleingartenkultur geht es langsam, aber sicher abwärts. Denn nach den Progosen eines Gutachtens, das das Bauressort in Autrag gegeben und das Bau- und Umweltsenatorin Christine Wischer (SPD) gestern vorgestellt hat, werden in den nächsten 15 Jahren jährlich ein bis zwei Prozent weniger Kleingartenparzellen verpachtet. Oder anders ausgedrückt: Im Jahr 2015 werden etwa 1.000 Parzellen verwaist sein.

Da muss etwas passieren, in welche Richtung auch immer. Hat sich jedenfalls Bausenatorin Christine Wischer gedacht. Und die Gutachter Wulf Tessin von der Universität Hannover und Stefan Bochnig von der Gruppe Freiraumplanung aus Langenhangen nicht nur um eine Analyse, sondern auch gleich um Lösungsvorschläge gebeten.

„Wir wollen versuchen, das Kleingartenwesen besser zu vermarkten“, sagte der Soziologe Tessin gestern. Aber nicht nur Marketing-strategien sollen helfen. Möglicherweise, so deutete Tessin vorsichtig an, sei es auch nötig, „das Produkt attraktiver zu machen“. Denn nach dem Bundeskleingartengesetz müssen PächterInnen von Schrebergärten dem Verein ihrer Kolonie beitreten. Das spricht nicht unbedingt alle an. Ebenso wenig gefällt vielen die Arbeit, die mit diesem kultivierten Stück Natur verbunden ist.

Bei allzu vielen Leerflächen steht aber auch die Umstrukturierung der Kleingartenflächen zur Debatte. Zur Vorschrift im Bundeskleingartengesetz, verlorene Flächen der Kolonien zu ersetzen, formulierte Wischer vorsichtig: „Wir müssen uns fragen, ob diese Verpflichtung noch zeitgemäß ist.“ Stattdessen wäre auch ein finanzieller Ausgleich möglich.

In puncto Kleingärten am Technologiepark war Wischer zu keiner konkreten Äußerung in der Lage. Man müsse bei zu vielen Leerflächen sehen, was „stadtplanerisch vernünftig“ sei.

Das ließen die Vertreter des Landesverbandes der Gartenfreunde e.V. nicht auf sich sitzen. „Wir gehen davon aus, dass wir im Technologiepark bleiben“, echauffierte sich Geschäftsführer Dietmar Klebatz. Bremens 18.000 Kleingartenparzellen seien „stadtökologisch wichtig“, erklärte er.

Grundsätzlich fühlen sich die Gartenfreunde vom Gutachten jedoch bestätigt. Denn im Augenblick gleichen sich Angebot und Nachfrage aus. „Mit einem leichten Überhang von Angeboten“, ergänzte Tessin. Es lägen aber keine Flächen brach.

„Wir müssen die Idee des Kleingartenwesens publik machen“, schlägt Tessin außerdem vor. Das bedeute: Lehrgärten, Biotope, Erdbeerplantagen oder Boulebahnen müssten ihrern Platz in den Gartenkolonien haben.

Anne Reinert