Kein klarer Sieger

Bei den Kommunalwahlen in Italien verliert das Lager Berlusconis vor allem im Norden. Die Linke behauptet sich

ROM taz ■ Keinen klaren Sieger hinterließ die erste wichtige Testwahl nach Berlusconis Triumph vor einem Jahr, zu der am Sonntag und Montag 12 Millionen italienische Wähler in 1.000 Gemeinden und 10 Provinzen aufgerufen waren. Zwar wählte diesmal mit Ausnahme Genuas keine wichtige Metropole, und die Direktwahl der Bürgermeister sorgt dafür, dass das persönliche Profil der Kandidaten wichtiger wird als die Parteizugehörigkeit. Aber die Tatsache, dass ein Viertel der Wähler betroffen waren und die Beteiligung bei über 75 Prozent lag, verlieh dem Urnengang auch nationale Bedeutung.

Die Opposition – fast flächendeckend trat das Ölbaumbündnis mit Rifondazione Comunista und mit der Liste des Exstaatsanwalts Antonio Di Pietro an – darf sich über den überraschend klaren Sieg in Genua freuen. Dort gewann ihr Kandidat mit 60 Prozent. Auch in anderen Städten des Nordens und Mittelitaliens fiel der Sieg deutlich aus. Zudem gelangen wichtige Zugewinne in rechten Hochburgen Norditaliens. So zwang der Mitte-links-Kandidat mit knapp 40 Prozent im bisher rechten Verona den Vertreter des Berlusconi-Blocks (45 Prozent) in die Stichwahl. Andererseits gelang es der Rechten, der Linken in Reggio Calabria die Stadt- und die Provinzspitze abzujagen. Generell kann die Rechte auf der Aktivseite gute Resultate vor allem im Süden verbuchen. Unter anderem fielen die Cosa-Nostra-Hochburgen Corleone und San Giuseppe Jato in Sizilien wieder an die Rechte.

Das Berlusconi-Lager kann die Verluste im Norden verschmerzen, da sie an den lokalen Mehrheitsverhältnissen zu ihren Gunsten meist nichts änderten. Die Koalition geht so ohne größere Blessuren aus dem Test hervor. Berlusconi selbst wird das Regieren nicht unbedingt leichter fallen. Er hatte die Abstimmung zwar zur reinen Kommunalsache runtergeredet, aber kräftig im Wahlkampf mitgemischt. Dennoch kam seine Forza Italia in den zehn Provinzen statt auf 29 (2001) nur auf 21 Prozent. Deutliche Zugewinne von 3 Prozent erzielte dagegen Umberto Bossis Lega Nord. Deren Radikalisierungsstrategie zahlte sich ebenso aus, wie die Wähler zugleich die gemäßigteste Kraft auf der Rechten prämiierten, die Christdemokraten.

Auf der Linken gehen die Linksdemokraten leicht gestärkt hervor. Sie können Zugewinne auf Provinzebene von etwa 2 Prozent verzeichnen und in einigen traditionellen Hochburgen an die guten, alten Zeiten anknüpfen: In Sesto San Giovanni verdoppelten sie ihre Stimmen von 17 auf 34 Prozent. MICHAEL BRAUN

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