Wahlkampf auf bayerisch: Kantig

Die Union kündigt eine „Angriffskampagne“ gegen die SPD an. Stoiber wird als „kantig, echt, erfolgreich“ stilisiert

BERLIN taz ■ Wenn’s nicht anders geht, dann eben aggressiv: Nachdem die SPD eine „Richtungswahlkampf“ um die Zukunft des Landes ankündigte, setzt die Union nun auf eine harte Auseinandersetzung. Aus Stoibers „Stabsstelle Wahlkampf“ ist ein Papier aufgetaucht, das „negative campaigning“ ausdrücklich empfiehlt. CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer sprach gegenüber der taz gar von einer „Angriffskampagne gegen die Regierung.“

Die Union macht die SPD für eine kompromisslose Gangart verantwortlich. „Ich kann mich nicht erinnern, dass wir uns je so unflätig geäußert haben wie Stiegler oder Struck oder Müntefering“, sagte CSU-Generalsekretär Thomas Goppel der taz. SPD-Fraktionsvize Ludwig Stiegler hatte der Union zuletzt „schweinisches“ Verhalten vorgeworfen, weil sie in Sachsen-Anhalt mit einem Zuwandererwahlkampf auf die Stimmen rechtsextremer Protestwähler schiele.

Die Union will eine Anti-Schröder-Kampagne unter dem Titel „Versprochen – gebrochen“ führen. Darin sollten die neun Wahlversprechen aus dem Wahlkampf 1998 Thema sein. Gestern präsentierten die Wahlkampfmanager zunächst ihren Frontmann Stoiber – als „Kantig. Echt. Erfolgreich.“ CDU-Generalsekretär Meyer betonte, die Vokabel „kantig“ bedeute keine Abkehr von Stoibers Kurs der Mitte.

Weiterhin unklar blieb gestern, welche Rolle die Zuwanderung im Wahlkampf spielen soll. „Das ist nicht ein zentrales Thema“, erklärte Meyer. CSU-Landesgruppenchef Michael Glos meinte dagegen, Zuwanderung sei als Thema von den Wählern gewollt.

PATRIK SCHWARZ

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