Kooperation perfekt

Nato und Russland besiegeln engere Zusammenarbeit. Gipfelteilnehmer werten Abkommen als historisch. Verhaltene Reaktionen in Russland

PRATICA DI MARE dpa/afp ■ Die Nato und Russland haben eine neue Ära der Zusammenarbeit eingeleitet. Die Staats- und Regierungschefs der 19 Nato-Staaten und der russische Präsident Waldimir Putin unterzeichneten gestern bei Rom einen Vertrag, der eine Kooperation auf zahlreichen Gebieten wie Terrorbekämpfung, Rüstungskontrolle und Katastrophenschutz vorsieht. Allerdings bekommt Moskau kein Mitspracherecht bei Nato-internen Verteidigungsfragen oder beim Bündnisfall.

US-Präsident George Bush, Bundeskanzler Gerhard Schröder und andere Gipfelteilnehmer sprachen von einem historischen Ereignis. Bush riet zu einem pragmatischen Vorgehen der einst verfeindeten Militärblöcke. „Wir werden praktisch sein und Schritt für Schritt vorgehen.“ Er betonte vor allem das gemeinsame Interesse der Terrorbekämpfung. Bush unterstrich, die Kernaufgaben der Allianz würden durch den Nato-Russland-Rat nicht berührt. Der politische Ost-West-Gegensatz gehöre endgültig der Vergangenheit an, sagte Schröder. Nato-Generalsekretär George Robertson forderte, den Worten müssten jetzt auch Taten folgen.

„Es ist schwierig, die Bedeutung dieser neuen Zusammenarbeit überzubewerten“, meinte Putin. Nun müsse gegenseitiges Vertrauen herrschen. Ausdrücklich ging er auf die Anschläge vom 11. September ein. Diese Verbrechen hätten entscheidend dazu beigetragen, dass die Beziehungen zwischen der Nato und Moskau nun eine neue Qualität hätten. In Russland selbst blieben die Reaktionen zurückhaltend. Die Tageszeitung Nesawisimaja Gaseta berichtete von einer „fiktiven Freundschaft“ mit der Nato. Russland genieße die gleichen Rechte wie die Nato-Staaten, „aber nur dort, wo es ihnen gefällt“, kommentierte das Wirtschaftsblatt Kommersant.

US-Außenminister Colin Powell machte am Rande der Konferenz klar, dass die Nato die Osterweiterung durchsetzen werde. „Russland kann kein Veto haben, wer Nato-Mitglied wird oder nicht“, sagte er.

Die Gipfelkonferenz wurde von scharfen Sicherheitsmaßnahmen begleitet. Über Rom wurde der Luftraum gesperrt, die Küste vor dem Militärstützpunkt abgeriegelt. 18.000 Sicherheitskräfte waren im Einsatz.