Frische Kunst im Zickzackbau

Das Jüdische Museum will vermehrt wissenschaftliche und pädagogische Arbeit leisten und aktuelle Kunst zeigen

Knapp neun Monate nach seiner Eröffnung plant das Jüdische Museum, sich zu einem wissenschaftlichen und pädagogischen Zentrum mit weltweiter Geltung weiterzuentwickeln. Aspekte der 2000-jährigen deutsch-jüdischen Geschichte sollen nicht nur museal, sondern verstärkt auch durch wissenschaftliche Arbeiten und kulturelle Veranstaltungen vermittelt werden, wie Museumsdirektor W. Michael Blumenthal am Mittwoch sagte. Neben Sonderausstellungen seien Lesungen, Konzerte und Filmreihen geplant.

So ist Blumenthals Angaben zufolge eine Zusammenarbeit mit der Shoah-Foundation geplant, die der amerikanische Regisseur Steven Spielberg gründete. Die Stiftung werde Videos zur Verfügung stellen, die Gespräche mit deutschen Überlebenden des Holocausts zeigten.

Zudem sind Projekte zu historischen, kulturellen und künstlerischen Themenbereichen geplant. Unter anderen soll es Präsentationen über die Themen „Emigration deutscher Juden in der Nazizeit“, „Jüdischen Diamantenhandel“ und „Wie Juden Weihnachten feiern“ geben.

Die erste Bilanz für das vom amerikanischen Architekten Daniel Libeskind entworfene, zickzackförmige Museum, das am 9. September 2001 eröffnet wurde, ist nach Blumenthals Worten ausschließlich positiv: „Das Museum ist ein Erfolg.“ Ende Mai werde der 550.000ste Besucher erwartet. In Befragungen hätten die Gäste größtenteils gute Noten verteilt. Das Museum werde als interessant, informativ, abwechslungsreich, anschaulich und kurzweilig bewertet.

Um die Dauerausstellung zu verbessern, habe man seit der Eröffnung rund 300 Exponate aus der Ausstellung entfernt. „Wir wollten zu viel zeigen“, erklärte Blumenthal. Zudem präsentierte er die Leiterin der Bildungsabteilung des Museums, Cilly Kugelmann, als Nachfolgerin des neuseeländischen Projektdirektors Ken Gorbey, der im Sommer Deutschland verlässt.

Heute eröffnet das Museum mit einer Gemäldeschau des amerikanischen Künstlers Robert Longo die Ausstellungsreihe „Zeitgenössische Kunst im Jüdischen Museum“. Die großen schwarzweißen Zeichnungen zeigen Ausschnitte aus Sigmund Freuds Wohnung in Wien. AP