Bio-Eier fliegen raus

Lebensmittelkonzerne nehmen nach den Giftfunden in großem Maßstab Ökogeflügelprodukte aus den Regalen. Auch einige Schweine- und Rinderbetriebe betroffen. Herkunft weiter unklar

BERLIN taz/dpa ■ Seit gestern leeren sich die Bioregale in den Supermärkten: Immer neue Lebensmittelketten gaben bekannt, dass sie auf die Vergiftung von Geflügelfutter mit dem Pflanzengift Nitrofen reagieren und den Verkauf von Eiern und Geflügeln aus Bioproduktion ganz oder teilweise stoppen. Der Kunde ist König und darf auf keinen Fall Angst vor dem Produkt bekommen.

Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka hat sämtliche Bio-Eier aus den Regalen genommen. „Wir haben alle Produkte entfernt, da es derzeit keine hundertprozentige Sicherheit gibt“, sagte der Edeka-Sprecher Joachim Brozio in Hamburg. Auch das Mülheimer Handelsunternehmen Tengelmann hat nach eigenen Angaben sämtliche Bio-Eier aus dem Sortiment entfernt. Biogeflügel sei bisher nicht in Tengelmann-Märkten angeboten worden – ebenso wie bei Rewe mit seinem Discounter Penny und den Lebensmittelketten Minimal, HL und Toom.

Deutschlands größter Handelskonzern Metro hat bereits letzten Freitag sämtliche Bio-Eier sowie zwei Sorten Biogeflügelwurst aus den Regalen genommen. Zum Konzern gehören neben den gleichnamigen Großmärkten auch die Lebensmittelhändler Real und Extra sowie die Warenhauskette Kaufhof. Andere wie Karstadt nahmen nur die Produkte aus den Regalen, für die keine Unbedenklichkeitsbescheinigungen vorliegen.

Diese Vorsicht ist eine Lehre aus vorherigen Lebensmittelskandalen. Sie könnte bald zu neuen Auflistungen führen: Der in Verdacht geratene Futtermittelhersteller GS agri habe „nicht nur Geflügelbetriebe, sondern auch einige wenige Schweine- und Rindermastbetriebe beliefert“, sagte der niedersächsische Agrarstaatssekretär Dietmar Schulz gestern. Bei den betroffenen Höfen handele es sich um Ökobetriebe. Sie zählen nach Darstellung von Schulz zu den 107 Kunden von GS agri, deren Produkte nach einer Warnung des niedersächsischen Ministeriums vom vergangenen Freitag gesperrt worden seien.

Unterdessen suchen Ministerien in diversen Bundesländern nach der Herkunft des Giftes Nitrofen in bisher 550 Tonnen Weizen und Triticale. Verbraucherschützer sind noch ratlos, was sie empfehlen sollen. Dafür ist inzwischen einigermaßen bekannt, wer wann etwas von der Vergiftung wusste. REM

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