Rollende Fantasien

Mit der heute beginnenden Fußball-WM sind pfiffige Ideen gefragt, den Arbeitsplatz zum Fernsehstudio umzufunktionieren – 1:0 für die HfbK

von OKE GÖTTLICH

Was haben Fußbälle in den hohen Gemäuern kultureller Horte zu suchen? Eine Frage, die Wissenschaftler seit Jahren zu einer Vielzahl von Veröffentlichungen hinreißt, sich dem gesellschaftlichen Phänomen des kunstvollen Umgangs der Füße mit dem runden Ball zu widmen.

Tragisch nur, dass die WM für mitteleuropäische Anhänger zu arbeitgeberfeindlichen Zeiten stattfindet. Eine Milliarde Euro Verlust erwarten Wirtschaftexperten durch den vormittaglichen Konsum der runden Ware. Deshalb heißt es in vielen Betrieben: Fernseher aus! Aber nicht mit den Studierenden der Hochschule für bildenen Künste.

In einem Wettbewerb zur Gestaltung des WM-Studios@HfbK beteiligten sich Studierende nahezu aller Fachbereiche. Aus 1600 Bierkästen wird nun ein Stück Tribüne in den bisher kaum genutzten Innenhof der Hochschule gezaubert, Rollrasen ausgelegt und eine 3,80 Meter im Durchmesser große Projektion an die Wand gebeamt. Doch wer zuschauen will, muss, frei nach dem Motto: die Wahrheit liegt immer hinter einer Umkleidekabine, ein ärmelloses Doppelripp-Trikot mit der Aufschrift „Deutsche Zuschauernationalmannschaft“ überstreifen. Bis zu 70 Sitzplätze bietet der Stadionausschnitt, der einigen Architekturstudierenden sogar einen Pflichtschein einbringt. „Das ist die perfekte Integration in die Lehre“, schwärmt Johannes Weisser, gemeinsam mit Sebastian Niemann der Initiator des WM-Studios. Für den Modellentwurf der drei Designstudenten Kindermann, Osten und Kupezik konnte sich die Hochschule auch erwärmen, weil die Nutzung nicht auf die WM beschränkt ist.