SMS an Tenever Yard

■ Bremenkunde live für den siebten Jahrgang des Schulzentrums Koblenzer Straße. Die Kids jagten Mr. X hinterher – und fanden dabei eine neue, ihre Stadt

Bliep, bliep, biep – „Mr. X wurde hinter dem Hauptbahnhof in der Nähe eines großen Tieres gesichtet“. Diese SMS bekamen am Donnerstag um punkt zwölf Uhr die Schülerinnen und Schüler des siebten Jahrgangs vom Schulzentrum Koblenzer Straße. Schon stürmt der erste Trupp auf den Rasen beim Elefanten – aber wo ist er denn nun, der große Unbekannte? Den zu finden war der krönende Abschluss des Projekts „Mobilität“, mit dem sich die Schule mal wieder für den Titel „Umweltschule in Europa“ bewirbt.

Weitgehend in Eigenregie haben die Kids seit Montag ihre Projekte geplant, verschiedene Einrichtungen besucht, Kontaktpersonen angerufen, Informationen besorgt, nachgeforscht und auch noch alles dokumentiert. Mit welchem Verkehrsmittel sie am schnellsten vom Weidedamm zu den Weserterrassen kamen, zum Beispiel. Oder was einem Bus im Laufe von 24 Stunden so alles passiert, wie sich Verkehr auf die Umwelt auswirkt ...

Die Ergebnisse trugen sie dann dem ganzen Jahrgang vor. Und schließlich ging's los zur großen Abschlussrallye „Tenever Yard“, bei der die Kids beweisen konnten, wie gut sie sich im Netz der BSAG auskennen.

Thomas Kieckbusch ist eigentlich Zivi beim BUND, der an dem Projekt beteiligt ist. Er wurde zum Mr. X und fuhr mit Bussen und Bahnen durch die ganze Stadt. Alle 20 Minuten bekamen die Detektive von „Tenever Yard“ per SMS einen Hinweis über seinen Aufenthaltsort und folgten ihm dicht auf den Fersen. Das große X auf seinem Rücken versteckte der gejagte Zivi, indem er „mit dem Rücken an den Wänden entlang ging.“

Die zwölfjährige Angelique und ihr Team durchschauten schnell, dass die SMS-Agenten „uns immer eine Haltestelle zu weit schickten und wir wieder zurück mussten.“ Also stiegen sie früher aus und warteten schon am Elefanten, als Mr. X selbst noch ahnungslos umherschlenderte – in der Meinung, „ich würde hier ganz locker ankommen“. Die 13-jährige Verfolgerin Sharon sah indes „Orte in Bremen, wo ich noch nie gewesen bin“ und machte die unangenehme Erfahrung, „dass die N4 eine Nachtlinie ist – wir haben die ganze Zeit auf die gewartet“.

Gerade solche Erfahrungen sind es, die Organisatorin Friederike Steinhaus und ihre KollegInnen den Jugendlichen vermitteln wollen – Selbständigkeit, Spaß am Lernen und „Bremenkunde Live“. Sie sei sehr zufrieden, sagt Steinhaus. „Vermeintlich schwache Hauptschüler haben mit Gymnasiasten zusammen eine Super-Präsentation erarbeitet und vorgetragen“, so Steinhaus. Die SchülerInnen seien „mit strahlenden Augen“ bei der Sache gewesen. Bei der Dokumentation ihrer Arbeit gaben sich die Kids eine Menge Mühe: Fotos zeigen Busse in der Werkstatt, Videos dokumentieren die Recherchearbeit, gezeichnete „Stadtpläne“ zeigen Tenever aus Sicht der Jugendlichen, auf einem Plakat über Vandalismus kleben zerfetzte Polster.

In der Hoffnung, mit dem Projekt das Interesse der SchülerInnen geweckt zu haben, wollen die LehrerInnen den MobilitätsforscherInnen in den nächsten Wochen im Unterricht auch noch das Stadtplanlesen oder eine Lektion in Abgaskunde nahebringen. Vivien Mast