Mit Mikroorganismen gegen Termiten

Statt gesundheitschädlicher Chemie sollen jetzt Bakterien und Pilze gegen gefräßige Termiten eingesetzt werden

Um die Zerstörungswut gefräßiger Termiten zu stoppen, wollen Wissenschaftler bald mit Mikroorganismen gegen die Tiere vorgehen. Eine neue Methode zur Bekämpfung der Termitenplage stellten amerikanische Wissenschaftler vor kurzem in Orlando auf dem Treffen der American Chemical Society vor.

„Bei dieser Methode werden die Formosan-Termiten (Coptotermes formosanus) mit ihren natürlichen Feinden, einem Bakterium und einem Schimmelpilz, zusammengebracht“, erklärt die Mikrobiologin Maureen Wright vom US-Landwirtschaftsministerium in New Orleans.

Dies könnte eine Alternative zur herkömmlichen, wenig erfolgreichen Bekämpfung mit Pestiziden sein. Die ersten Laborversuche zeigten, dass die beiden Mikroorganismen, die allerdings auf dem amerikanischen Kontinent nicht natürlich vorkommen, die Termiten effektiv bekämpften. Innerhalb einer Woche sei eine ganze Termitenpopulation vernichtet worden, erklären die Forscher. „Bei ähnlichen Methoden mit anderen Mikroorganismen dauerte es mindestens vier Wochen, bis die Termiten befallen waren. Außerdem wurden dabei nicht annährend so viele Termiten vernichtet“, so Wright.

Der Einsatz von Schimmelpilz und Bakterium bietet einen weiteren Vorteil: Durch deren eigenmächtige Fortpflanzung können sie die gesamte Termitenkolonie immer wieder aufs Neue befallen. Bei den befallenen Termiten kommt es zu einer enzymatischen Reaktion, welche die Tieren in der Regel nicht überleben. „Mit den Feldversuchen können wir jedoch erst frühestens im nächsten Jahr beginnen“, so Wright.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, vermuten Wissenschaftler, wurde die Formosan-Termite als blinder Passagier auf einem aus Ostasien zurückkehrenden Kriegsschiff nach Amerika gebracht. Ihre ursprüngliche Heimat ist China. In Louisiana wurden die ersten zwei Kolonien 1966 entdeckt. Nachdem man sie mit Pestiziden besprüht hatte, glaubte man alle Termiten vernichtet zu haben. Doch in den 90er-Jahren wurden die Tiere zu einem kaum noch beherrschbaren Problem.

130 Millionen Dollar pro Jahr gibt die Stadt New Orleans aus, um die Holzhäuser im historischen Französischen Viertel vor den Insekten zu retten. Rund 80 Prozent der historischen Gebäude in New Orleans sind bereits befallen, schätzen Experten.

Während die in New Orleans einheimischen Termiten überwiegend verrottetes Holz fressen, befallen die Formosan-Termiten nicht nur Häuser und lebende Bäume, sondern auch unterirdische Telefonkabel. Selbst Gummi, Kupfer, Asphalt und Blei zernagen sie auf der Suche nach Futter und Feuchtigkeit. „Die Formosans sind eine der größten Gefahren für Bausubstanz, Infrastruktur und das Ökosystem in den USA“, sagt Marc Cooper, Direktor der „Vieux Carr Commission“, einer Organisation, die sich für den Erhalt des ältesten Stadtteils von New Orleans einsetzt.

Bisherige Versuche, die Termitenplage in den Griff zu bekommen, scheiterten. Selbst die Behandlung der Gebäude mit Methylbromid – einem Krebs erregenden Gas, das sowohl gegen Unkraut als auch gegen Schädlinge eingesetzt wird – zeigte keinen dauerhaften Erfolg.

Inzwischen hat sich die Regierung in Washington eingeschaltet und versucht die Ausbreitung der Formosan-Termiten mittels vergifteter Holzstöcke zu bekämpfen. Die Aktion mit dem viel versprechenden Namen „Operation Full Stop“ soll landesweit durchgeführt werden. In New Orleans wurde mit der ersten Testphase begonnen.

Die mit Seren, Pestiziden und anderen Giftcocktails getränkten Holzstöcke wurden in den Straßen von New Orleans versenkt. Mehrmals in der Woche werden die Giftstäbe abgesucht, jedoch zeigten sich bislang keine großen Erfolge.

Die Verwendung von überwiegend umweltbelastenden und gesundheitsschädigenden Pestiziden verlangt nach neuen Methoden. Nun hoffen die Wissenschaftler, mit dem Einsatz von Mikroorganismen im Kampf gegen die Termiten einen Schritt voranzukommen. Wie man die Mikroorganismen jetzt effektiv und großflächig einsetzen kann, wird noch getestet. Zudem untersuchen die Forscher nun, ob die Mikroorganismen einen negativen Einfluss auf Umwelt und Menschen haben könnten. Bisherige Untersuchungen konnten keinerlei schädliche Auswirkungen auf Pflanzen und Menschen nachweisen.

„Wir haben immer noch einen langen Weg vor uns“, sagt Wright. „Die beste Waffe gegen die Termiten ist wahrscheinlich eine Kombination aus biologischen Mitteln und Chemikalien.

LINDA TIDELL