Gefiederter Mythos

Die natürliche Schnecken-Waffe: Ein Brevier über die indische Laufente

Sie wird als natürliche Lösung des norddeutschen Schneckenproblems hoch gehandelt: die indische Laufente. Drei Exemplare davon spazieren bei Insa Willmann in Meyenburg herum. Alan Watson hatte schon vor Jahren ein paar auf seiner Hühnerfarm im nordenglischen Durham. Selber Breitengrad. Fasst man die Erfahrungen der beiden zusammen, weiß man genug, um sich zwischen Entenzucht oder dem 20-Minuten-Ei zu entscheiden. Ein Gesprächsprotokoll von Eva Rhode

Willmann: Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich unsere indischen Laufenten für ganz normale Stockenten halten. Anfangs war der Flaum ja noch dunkel, aber mittlerweile sind sie heller geworden - wie Stockenten eben.

Watson: Und die Laufenten gehen auch so gerade, als wenn sie einen Stock verschluckt hätten. Legen Eure Enten eigentlich Eier?

Willmann: Ja, sie verstreuen die Eier im Gras, eins hier, eins dort. Ganz schöne, glatte, weiße Eier. So schöne hatte ich noch nie in der Hand. Und wenn man sie kocht, werden sie grünlich. Aber leider bauen unsere Enten kein Nest zum brüten. Vielleicht nächstes Jahr ...

taz: Wenn diese Enten aus Indien kommen, denken sie vielleicht, sie müssen auf die Trockenzeit zum Brüten warten. Oder sie sind gewohnt, die Eier von der Sonne ausbrüten zu lassen ...

Willmann: Also unsere Enten kommen nicht aus Indien. Die kommen vom Markt in Vegesack.

Watson: Wir haben unseren Nachwuchs später selbst gezogen. Aber da mussten wir tricksen, die wollten erst nicht brüten. Wenn Ihr Hühner habt, macht es doch wie wir: Schiebt den Hühnern die Enteneier unter. Die Hühner glucken und wupps sind Entenküken da.

Willmann: Das klappt?

Watson: Naja, die Hühnermütter hatten größte Probleme. Erst wollte ihre Kleinen nicht das essen, was sie ihnen immer angepickt haben. Und als die kleinen Entchen ins Wasser gesprungen sind, ist die Hühner-Mammi immer gackernd um den den Teich gerannt, so nach dem Motto ‚pass‘ auf, Kleines, du ertrinkst. Als die Küken dann nach ein paar Wochen anfingen, Schnecken zu fressen, war es ganz aus.

Willmann: Für das Schnecken- fressen liebe ich sie ja. Aber ich habe beobachtet, dass sie auch gerne was anderes fressen. Deshalb kriegen sie ihr Futter bei uns immer erst nachmittags. So dass genug Schnecken-Hunger bleibt.

taz: Wäre so ein Paar das nicht auch was für den kleinen Bremer Hausgarten?

Watson: Mal frei heraus gesagt: Dann sind die Schnecken weg, aber du hast überall Entendreck. Geschmacksfrage also.

taz:Apropos, schmecken die Eier gut?

Watson: Ich esse keine Enten-Eier. Und solche schon gar nicht. Auch wenn man uns Briten viele schlechte Essgewohnheiten nachsagt.

Willman: Also, die Eier kann man schon essen. Aber man muss sie 20 Minuten kochen. Wegen der Salmonellen.

taz: Und nach wievielen Monaten gibt es Enten-Braten?

Willmann: Ih, wie eklig. Die kann man nicht essen oder willst du Schnecken essen? Ich nicht.