Infobox an Mahnmal-Baustelle

Ab Mittwoch laden Diaprojektionen zum Spenden für das Holocaust-Gedenken ein. Die Besucher des Mahnmals sollen computergestützt nach Opfern recherchieren können. Anfang September beginnt der Bau, Eröffnung für Frühjahr 2004 geplant

von CHRISTOPH SCHULZE

An einer Infobox direkt an Baugelände können sich ab kommendem Mittwoch Passanten über das geplante Holocaust-Mahnmal informieren. Einerseits werden per Diaprojektion die Geschichte des Denkmalprojekts – von der Idee 1988 bis zum Bundestagsbeschluss 1999 – dargestellt, andererseits ist eine Bilddokumentation der kürzlich verstorbenen Fotografin Riki Kalbe über die Entwicklung des Baugeländes in den vergangenen zehn Jahren zu sehen.

Die im Container abgespielten Dias können durch eigens eingebaute Fenster von außen betrachtet werden und sollen laut Mahnmal-Förderkreis „dazu einladen, sich mit einer Spende am Denkmalbau zu beteiligen“. Das Konzept für die Infobox stammt von „Kakoii“, einem Berliner Verein, der im Herbst auch die scharf kritisierten und schließlich zurückgezogenen Spendenplakate („Den Holocaust hat es nie gegeben“) für den Förderkreis entworfen hatte.

Die Einrichtung der Infobox wurde gestern bei der Eröffnung einer Ausstellung über den Stand des Mahnmal-Projekts im Informationszentrums „Hauptstadtplanung“ am Bebelplatz in Mitte bekannt gegeben. Das hölzerne Modell des New Yorker Architekten Peter Eisenman ist dort ab heute wieder für die Öffentlichkeit zugänglich, ebenso einige Infotafeln, die die Konzeption und Gestaltung des Mahnmals erläutern.

Die Ausstellung spart die Debatten um Sinn und Gestaltung des Mahnmals größtenteils aus. Bei der Eröffnung des Ausstellungsraums wies Kuratoriumsmitglied Günter Nooke (CDU) vor Pressevertretern jedoch darauf hin, dass es in den vergangenen Monaten erneut Debatten um die Ausrichtung des „Ortes der Stille“ gegeben hat. Das Kuratorium sei sich jedoch einig, dass in den unterirdischen, unter den 2.700 Gedenkstelen geplanten Räumen „keine große, museale Ausstellung zum Holocaust“ entstehen soll. In Anspielung auf den Antisemitismusstreit ergänzte Nooke: „Angesichts der derzeitigen Debatten sind wir gut beraten, wenn wir uns nicht verlaufen, sondern zusehen, dass wir vorankommen.“

Auf einer Israelreise vor einigen Wochen hatte Sybille Quack, die Geschäftsführerin der Stiftung „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“, technische und inhaltliche Details mit der der dortigen Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem abgesprochen. Diese stellt ihre Datenbank mit Informationen über ermordete Juden dem Berliner Mahnmal zur Verfügung. Im „Raum der Namen“, einem Teil des unterirdischen „Ort der Information“ soll die inzwischen dreieinhalb Millionen Holocaust-Opfer umfassende Liste verlesen und optisch dargestellt werden. Im daneben geplanten Foyer sollen Besucher computergestützt Zugriff auf die Datenbank haben, um etwa nach während des Holocaust ermordeten Verwandeten zu recherchieren.

Des Weiteren informierte Quack, dass das Baugenehmigungsverfahren inzwischen abgeschlossen ist und die ersten Arbeiten wie das Ausheben der Baugrube wahrscheinlich Anfang September starten können. Zwischenzeitlich wurde das brach liegende Gelände von Altmunition gesäubert, derzeit läuft die öffentliche Ausschreibung zur Vergabe der Bauaufträge. Mit der Fertigstellung des Mahnmals auf dem 19.000 Quadratmeter großen Gelände auf dem ehemaligen Grenzstreifen sei, so Quack, im Frühjahr 2004 zu rechnen.