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: Was tut die taz?

Die Zeitungsbranche ist in der Krise. Allerorten wird gespart: am Seitenumfang, am Personal, an den Autorenhonoraren. Die großen Verlage steuern gegen: Sie verstärken ihr Marketing, gewähren ihren Anzeigenkunden Preisnachlässe, stützen ihre Auflagen mit Sonderverkäufen. Was unternimmt die taz, um die Krise zu bewältigen?

1. Warum kürzt die taz nicht ihren Seitenumfang wie die FAZ? Mit dem Einstellen der Lokalteile oder des taz.mag würde kaum Geld kurzfristig gespart, aber viel Auflage preisgegeben: Die Samstags-taz mit dem Magazin verkauft sich besser als die taz unter der Woche. Die Lokalteile haben die Auflage erhöht. Deshalb wird die taz nur kurzfristig Seiten reduzieren, an 24 Tagen während der nachrichtenarmen Sommerferien.

2. Warum entlässt die taz nicht Personal wie die Süddeutsche? Die Personaldecke der taz ist ohnehin knapp bemessen. Trotzdem hat die taz in den vergangenen zwei Jahren 10 Planstellen einsparen können, z. B. als das neue Redaktionssystem etliche Jobs überflüssig machte. Aktuell hat die Geschäftsführung ein „Moratorium“ verhängt: Frei werdende Stellen dürfen erst nach zwei Monaten besetzt werden.

3. Warum investiert die taz ins Anzeigengeschäft, kriegt aber so wenig Anzeigen wie die FTD? Die taz-Anzeigenabteilung ist ein „Profit-Center“. Aber der Profit aus dem Anzeigengeschäft ist nur so groß wie die Rolle, die die taz im Werbemarkt spielt. Dennoch: Würde die taz ihre Anzeigenakquise einstellen, fehlten pro Jahr eine drei viertel Million Euro Ertrag.

4. Warum fusioniert die taz nicht wie die Welt? Die taz ist konzernunabhängig und als Zeitung einzigartig. Unvergleichbarkeit ist der größte Trumpf der taz. Aber im verlegerischen Alltagsgeschäft ist die taz kooperationswillig: So wird vielerorts die taz von den Trägerdiensten großer Verlage ausgetragen.

5. Warum kriegt man die taz nicht im Flugzeug wie alle anderen? Sonderverkäufe kann und will sich die taz nicht leisten. Als konzernunabhängige Zeitung ist sie ein Stück täglich gedruckte Pressefreiheit. Und die ist nicht umsonst zu haben. Schon aus Respekt vor LeserInnen, die ihre Kiosk-taz oder ihr Abo täglich teuer bezahlen, hat die taz nichts zu verschenken.

6. Warum hat die taz die Woche überlebt? Weil die Wirtschaftlichkeit der taz besser ist als ihr Ruf. Und weil mehr als 5.000 GenossInnen die Existenz der Zeitung sichern. In den zehn Jahren der taz-Genossenschaft sind 5 Millionen Euro Investitionsvermögen zusammengekommen, mit denen sich die taz weiterentwickeln konnte.

Karl-Heinz Ruch

Geschäftsführer