Aufpasser für Vivendi-Boss

PARIS epd/taz ■ Jean-Marie Messier, umstrittener Chef von Vivendi Universal, kann aufatmen: Er darf an der Spitze des Konzerns bleiben, bekommt aber Aufpasser zur Seite gestellt. Hauptaufgabe für Messier: Die Entschuldung des weltweit zweitgrößten Medienunternehmens, das mit geschätzt 20 Milliarden Euro in der Kreide steht.

Es handelt sich um das größte Defizit, das ein französisches Unternehmen je angehäuft hat. Die Vivendi-Aktien sind seit Anfang des Jahres um 40 Prozent gefallen. Der Konzern zahle jetzt die Rechnung für Messiers Größenwahn, heißt es in Frankreich. Die Zukunft des einstigen Vorzeigemanagers gilt weiter als ungewiss: „Die Stunde der Wahrheit hat für Jean-Marie Messier noch nicht geschlagen, aber sie naht“, wird ein amerikanischer Banker zitiert.

Zu Aufpassern, höflich „interne Arbeitsgruppe“ genannt, hat der Aufsichtsrat Vivendi-Vizepräsident Edgar Bronfman bestimmt, den größten Einzelaktionär des Konzerns, sowie Marc Vienot, den früheren Präsidenten der Bank Société Générale. Vienot wird in Frankreich als „beinharter Manager“ beschrieben, der schon so manchen Machtwechsel eingeleitet habe. „Messier wird ab heute überwacht“, sagte der New Yorker Analyst Hal Vogel Le Monde: „Er hat keinen Handlungsspielraum mehr. Er hat zu machen, was diese Verwalter von ihm verlangen.“

Vivendi, zweitgrößte Mediengruppe der Welt, war vor anderthalb Jahren aus der Fusion des französischen Konzerns mit Bronfmans kanadischer Seagram-Gruppe entstanden. Zu den Medienbeteiligungen von Vivendi gehören die größte Musikfirma der Welt, Universal Music Group, sowie die Universal Studios in Hollywood plus diverse TV-Produktionsfirmen und Sender. Dazu kommen Buchverlage in den USA und Frankreich. Die Vivendi-Tochter Canal + ist europäischer Marktführer in Sachen Pay-TV und in insgesamt elf Ländern aktiv. Seit längerem laufen Verhandlungen mit Rupert Murdoch, um diesem das italienische Bezahlfernsehen Telepiù zu verkaufen. Zwischendurch waren auch Gerüchte einer feindlichen Übernahme der gesamten Mediensparte des Konzerns aufgetaucht.

Daneben ist Vivendi auch auf den Gebieten Telefonie, Internet und Ver- und Entsorgungswirtschaft aktiv und mehrheitlich am privaten Bahnbetreiber Connex beteiligt. STG