Hoffnung im Hafen

Von der Feuerwehr der sowjetischen Marine zum Öko-Kreuzer: Neues Greenpeace-Flaggschiff an den Landungsbrücken.  ■ Von Gernot Knödler

Dieses Schiff soll es mit jedem Walfänger, Plutonium-Transporter und Genmais-Frachter aufnehmen können: die „Esperanza“ (spanisch für „Hoffnung“), das neue Flaggschiff von Greenpeace, das gestern im Hafen festgemacht hat. Es ist voll mit ökologischer Technik ausgestattet und soll Kampagnen, wie jetzt zum Urwaldschutz, in alle Weltgegenden tragen können.

Mit der Esperanza hat sich Greenpeace ein robustes Schlachtross zugelegt. 18 Millimeter stark sei die stählerne Bordwand unter der Wasserlinie, sagt ihr Kapitän Frank Kamp. Alle 30 Zentimeter wird sie durch Spanten verstärkt, üblich sind 60 Zentimeter Abstand. Mit den 60 Millimeter dicken Stahlplatten am Bug kann die Esperanza durchs Eismeer brechen.

Eine so aufwändige Konstruktion wäre normalerweise unbezahlbar, sagt Kapitän Kamp, der offensichtlich zufrieden ist, auf einem dermaßen soliden Kahn zu sitzen. Er profitiert davon, dass die sowjetische Flotte den 72 Meter langen und 18 Knoten schnellen Pott aus Geldmangel abstoßen musste. Zuletzt fuhr die „Esperanza“ in Norwegen als Versorgungsschiff.

Greenpeace tauschte einen großen Teil seiner Ausstattung aus, um zu zeigen, wie umweltfreundlich ein Schiff gemacht werden kann, ohne seine Leistung zu beeinträchtigen: Aller Asbest und sämtliche PVC-isolierten Kabel wurden he-rausgerissen. Die Klimaanlage läuft mit Ammoniak statt mit dem Ozon-Killer Freon, die Heizung verwertet Abfälle, der Anstrich ist TBT-frei. Die beiden großen Dieselmaschinen bekamen einen kleinen Bruder zur Stromerzeugung und für die langsame Fahrt. Das spart Sprit und dürfte sich nach Schätzung von Greenpeace in zehn Jahren amortisiert haben.

Kamp fasst an ein armdickes Rohr, das zu einem der großen Diesel führt: Es ist lauwarm. Das Kühlwasser der ständig laufenden kleinen Maschine hält die großen auf Temperatur, so dass sie sofort auf Touren gebracht werden können. „Das mögen sie“, sagt Kamp. Der Niederländer fährt seit mehr als zwanzig Jahren zur See.

Die Öltanks des Schiffes – aus deren Entlüftungen normalerweise leicht Treibstoff austreten kann – wurden miteinander verbunden. Jetzt kann das Öl von einem Tank in den anderen überschwappen. Alles Wasser, das die Besatzung verbraucht – auch das der Toilette – wird recycelt. „Das können Sie trinken“, versichert Kamp und fügt verschmitzt hinzu, aus psychologischen Gründen werde aber darauf verzichtet.

Mit bis zu 48 Menschen an Bord – zwölf bis 16 davon gehören zur Schiffscrew – kann die Esperanza bis zu 70 Tage lang auf See bleiben. Für die Aktivisten und Campaigner ist das Schiff mit ein paar Gimmicks versehen worden. So gibt es Internet-Anschlüsse, ein Hubschrauber-Deck und zwei Kräne, mit denen Schlauchboote ruckzuck zu Wasser gelassen werden können. Denn wer einem Walfänger zu Leibe rücken will, muss schnell reagieren können.

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