performance des tages: bora milutinovic und seine chinesischen jungs
:

Man kann einiges sagen über die chinesische Nationalmannschaft. Dass ihr erster Auftritt bei einer WM ein höchst uninspirierter war, ihr Angriff erschreckend harmlos, ihre hoch gelobte Abwehr wenig sattelfest und ihr Mittelfeld von vornherein kaum vorhanden beim gestrigen 0:2 gegen Costa Rica. Eins aber kann man über Chinas Kicker nicht sagen: Dass sie keine Ehrenmänner wären, die nicht zu ihrem Wort ständen. Denn schon vor der Weltmeisterschaft hatten sie ihr Scheitern in einem offenen Brief an die Nation angekündigt: „Unser Mangel an Erfahrung und Können haben bestimmt, dass wir nicht in der Lage sein werden, weit zu kommen.“

So ein Versprechen, das zählt offensichtlich noch was in China. Eingeschüchtert von 25.000 Landsleuten im Stadion und der ungewohnten Anzahl von 170 Journalisten, die aus der Heimat angereist waren, gaben sich die Chinesen alle Mühe, die eigene Prophezeiung tunlichst auch zu erfüllen. Ganz im Sinne auch ihres Trainers Bora Milutinovic, der seit Wochen mit einer Baseballmütze herumläuft, auf der zu lesen ist: „Einstellung ist alles“. Der gebürtige Serbe nahm das avisierte Scheitern, wie es die chinesische Tradition offensichtlich vorsieht, ebenfalls schon vorab gelassen, verteidigte seine Mannschaft und erklärte ihren Ausflug ins Vorhersagengeschäft mit deren Unerfahrenheit. Auf den Seinen laste schließlich die Erwartungshaltung von 1,3 Milliarden Menschen, da könne man schon mal etwas ins Fantasieren geraten.

Um mitzuhelfen, die Überlegenheit von im sozialistischen Kollektiv erstellten Prophezeiungen zu beweisen, gab der 57-jährige Fußballlehrer sogar den Fortbestand seiner einzigartigen Serie dran. Denn zwar hat Milutinovic ganz richtig erkannt, dass „wir noch zwei Spiele haben“, aber wohl noch nicht die Gegner gecheckt. Gegen die Türkei und Brasilien ist kaum zu erwarten, dass Milutinovic zum fünften Mal in Folge mit jeweils anderen Teams das Achtelfinale einer WM erreicht: 1986 gelang ihm das mit Mexiko, 1990 mit Costa Rica, 1994 mit den USA, 1998 mit Nigeria.

Nach dem wie versprochen verlorenen Match gegen seine alten mittelamerikanischen Kumpels versuchte Milutinovic, die prophetischen Gaben seiner Fußballer zu ignorieren: „Das ist Fußball und niemand weiß genau, was passieren wird.“ Als hätten seine Mannen nicht gerade eben überzeugend das Gegenteil bewiesen. TO