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Wenigstens 631.000 Besucher müssen zur documenta 11 in Kassel kommen, sonst droht ein Minus in den Kassen. Diese rekordverdächtige Zahl, die bei der vergangenen Ausstellung vor fünf Jahren erreicht wurde, dürfe nicht unterschritten werden, sagte Documenta-Geschäftsführer Bernd Leifeld zu dpa. Die 11. documenta startet an diesem Samstag und ist bis zum 15. September zu sehen.

„Die finanzielle Ausstattung ist diametral entgegengesetzt zur Bedeutung der Ausstellung“, klagte Leifeld. Mit 6,9 Millionen Euro müsse mehr als die Hälfte des Etats über Eintrittsgelder und Katalogverkauf erwirtschaftet werden. Die Zuschüsse von Stadt und Ländern summierten sich dagegen nur auf knapp 1,2 Millionen Euro pro Jahr. Damit sei die documenta GmbH nicht in der Lage, die fünf Jahre zwischen den einzelnen Ausstellungen zu überbrücken, erklärte Leifeld. Kontinuierliche Arbeit sei kaum möglich.

„Ich denke, dass sich die öffentliche Hand mehr engagieren muss“, sagte der Geschäftsführer. Schließlich gehe es ja nicht um Subventionen, sondern um Investitionen. Über die Umsätze der anreisenden Kunstfreunde gebe die documenta ein Vielfaches der Gelder an die Stadt zurück. „Ich rechne damit, dass unsere Besucher in diesem Sommer rund 50 Millionen Euro in Kassel lassen werden.“ Die Kunstausstellung sei für die Stadt ein enormer Wirtschaftsfaktor: „Eigentlich müsste sich mit der documenta eher der Wirtschafts- als der Kulturausschuss der Stadt befassen.“ Es wird bestimmt noch so kommen.

Und noch so eine Stadt, wo der Wirtschaftsausschuss statt des Kulturausschusses gefragt ist, tatsächlich aber der Herr der Finanzen das letzte Wort hat: Es geht um die Zukunft des bedeutenden Choreografen William Forsythe. Frankfurt, so wird gemunkelt, will seinen im Sommer 2004 auslaufenden Vertrag nicht verlängern, seine Truppe nur noch für Gastspiele buchen, ihn gar vorzeitig entlassen. Und so schreibt dpa: „Laut tönt das Protestgeschrei, still schweigt die Stadt“ (ja, so poetisch, dramatisch, geradezu pathetisch kann dpa sein!). Und je stärker die Kritik auf sie einprasselt, desto weniger sagen die Stadtoberen. Für Donnerstag hat William Forsythe nun die Presse eingeladen – vielleicht spricht zumindest er Klartext. Vorgestern trafen sich immerhin Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) und Forsythe zu einem „Gipfel“ im Frankfurter Römer. Presseerklärung: „Das Gespräch war von dem Willen geprägt, für das Ballett Frankfurt mit William Forsythe auch für die Zeit nach 2004 zu realistischen Lösungen zu gelangen.“