Attentat zum Jahrestag

Anlässlich des 35. Jahrestages des Sechstagekrieges verübt der Islamische Dschihad einen Selbstmordanschlag. Palästinenserführung verurteilt Anschlag und kündigt Verhaftungen an

JERUSALEM taz/dpa ■ Ein schwerer Terroranschlag auf einen israelischen Linienbus forderte Mittwochfrüh mindestens 17 Tote, darunter auch der Attentäter, sowie über 40 Verletzte. Die endgültige Anzahl der Toten ließ sich infolge des Zustandes der zerfetzten Leichen, der die Identifizierung der Opfer erschwerte, zunächst nicht feststellen. Unter den Opfern befanden sich zahlreiche Soldaten, die täglich den Frühbus der Linie 830 von Tel Aviv nach Tiberias benutzen. Anlass des Attentates, zu dem sich der Islamische Dschihad bekannte, war der 35. Jahrestag der israelischen Besatzung.

Die palästinensische Autonomiebehörde verurteilte den „Terroranschlag gegen israelische Zivilisten auf das Schärfste“ und will, israelischen Hörfunkberichten zufolge, Aktivisten der islamischen Widerstandsbewegung verhaften lassen. Israels Ministerpräsident Ariel Scharon sprach sich in einer Sondersitzung seines Kabinetts am Morgen für eine „besonnene“ Reaktion auf den Anschlag aus. Mehrere Minister forderten jedoch entschlossene Vergeltung und eine Ausweisung von Palästinenserführer Jassir Arafat. David Baker, einer der Sprecher Scharons, sieht in dem neuen Anschlag den Beweis dafür, „dass die Palästinenser nicht die Absicht haben, ihren Feldzug aufzugeben“.

Der israelische Inlandsgeheimdienst Schin Beth geht davon aus, dass der Attentäter aus Dschenin gekommen war und der Anschlag dort vorbereitet wurde. Bereits wenige Stunden nach dem Anschlag griff die israelische Armee die Stadt Dschenin mit Kampfhubschraubern an. Mehrere Ziele wurden mit heftigem Maschinengewehrfeuer belegt.

Nach palästinensischen Angaben drangen Soldaten auch aus mehreren Richtungen mit etwa 30 Panzern in die Stadt im nördlichen Westjordanland ein.

Aus palästinensischen Kreisen verlautete, CIA-Direktor George Tenet habe Jassir Arafat für den Fall einer Fortsetzung der Anschläge gegen Israelis gewarnt, er werde allein mit der Wucht der Vergeltung durch die Scharon-Regierung fertig werden müssen. Die USA würden nicht intervenieren, sondern Scharon freie Hand lassen. Der US-Gesandte William Burns dagegen erklärte zum Abschluss seiner Nahostreise, ein militärisches Vorgehen werde zu einer Lösung des Nahostkonfliktes nicht beitragen. PON

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