unterm strich
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Im Suhrkamp-Verlag liegen die Nerven blank seit dem Streit um Martin Walser. In solchen Zeiten sucht man nach positiven Nachrichten. Da kommt die Meldung gerade recht, dass Siegfried Unseld, der schwer erkrankte Patriarch des Hauses, Ehrenbürger der Stadt Frankfurt werden soll. Der Vorschlag kommt von der Oberbürgermeisterin Petra Roth. Für das „kulturelle Ansehen Frankfurts“ sei der „Wert des Suhrkamp-Verlags“ kaum zu überschätzen, begründete sie ihre Initiative.

Das „kulturelle Ansehen Frankfurts“ krankt zur Zeit aber an den laut gewordenen Plänen, das TAT als selbstständiges Theater aufzulösen. Dagegen hat in einem öffentlichen Brief an den Kulturdezernenten die Riege der bekanntesten Intendanten protestiert, u. a. Frank Baumbauer, Jürgen Flimm, Tom Stromberg, Frank Castorf. Gerade in den letzten Jahren erst sei das TAT, dessen Etat erst in diesem Jahr um 25 Prozent erhöht worden war, zu einem überregional beachteten Theater geworden. Zudem fürchten sie, „dass mit einem Theatertod in der immer noch reichen Stadt Frankfurt ein fatales Signal für eine Welle von Theaterschließungen gesetzt wird“.

Am kommenden Samstag beginnt in Duisburg ein Festival mit dem Titel „Das Eigene und das Fremde“. Deutsch-chinesische Tanz- und Theaterproduktionen, Hip-Hop und die Videokunst von Nam June Paik stehen auf dem Programm. Eröffnet wird mit einem japanischen Tanztheater „Gekidan Kaitaisha“, die das Thema Globalisierung kommentieren. Am 14. Juni lädt Claus Leggewie zu einer Konferenz über die Auswirkungen der „McDonaldisierung der Gesellschaft“.

Der Fast-Food-Kette McDonald’s selbst ist diese McDonaldisierung gerade teuer zu stehen gekommen. Sie muss zehn Millionen Dollar an Hindus und vegetarische Organisationen bezahlen, weil der Konzern nicht darüber informiert hatte, dass seine Pommes frites mit Rinderfett als Geschmackszusatz zubereitet wurden. Der Anwalt Harish Bharti, der die Sammelklagen wegen des Rinderfettzusatzes vertrat, ist zufrieden und hofft auf eine Veränderung der „Kultur der Fast-Food-Konzerne“.

In Hannover gedachten 400 Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur Niki de Saint Phalle, Ehrenbürgerin der Stadt. Sie war vor zwei Wochen gestorben und hatte dem Sprengel-Museum Hannover schon zu Lebzeiten mehr als 360 ihrer Werke vermacht. Denn dort wurden nicht nur 1974 ihre ersten „Nanas“ aufgestellt, sondern die Künstlerin selbst auch wie eine Königin empfangen. Und wie um eine Königin wird um sie getrauert.