Flugkapitän von Beust

Drei Ministerpräsidenten schwärmen von Airbus. Bürgermeister korrigiert aber die Zahl neuer Jobs durch den A380 nach unten: Nur noch 1500

„Die Leute sollen da wohnen, wo es ihnen Spaß macht.“ Also nicht in Neuenfelde

von SVEN-MICHAEL VEIT

Harmonisch, freundlich, kollegial – wie auf einem Betriebsausflug schlenderten drei Herren gestern durch das Airbus-Werk in Finkenwerder. Und zum Zeichen, dass alles nach ihrem Geschmack sei, taten sie das gleiche, was der Kanzler im September auch schon gemacht hatte: Sie setzten sich ins Cockpit eines A321. Mit der Rolle des Co-Piloten beschied sich Sigmar Gabriel (SPD), Regierungschef in Niedersachsen, denn auf dem Sessel des Flugkapitäns nahm der Gastgeber Platz, der über reichlich Erfahrung mit Starts und Landungen am heimischen PC-Flugsimulator verfügt: Ole von Beust, CDU-Bürgermeister in Hamburg. Nur der dritte im Bunde, Bremens Bürgermeister Henning Scherf, verzichtete darauf, seine 2,01 Meter in die enge Kabine zu zwängen.

Als sie wieder sicher gelandet waren, gaben die drei Ministerpräsidenten eine Reihe von Kernsätzen von sich: „Wir müssen Airbus Entwicklungsperspektiven geben“, sagte Gabriel, die Airbus-Standorte in Norddeutschland sollen weiter gestärkt werden. „Airbus ist das beste und erfolgreichste Produkt, das die Europäer in der Nachkriegszeit entwickelt haben“, schwärmte Scherf.

Der A380 sei „standortpolitisch unverzichtbar für Hamburg und auch für die Nachbarländer“, behauptete von Beust, und seine Kollegen nickten.

Immerhin gibt es kleinere Filialen des Flugzeugkonzerns auch in Bremen sowie in Stade und Varel. Alle Werke sind Zulieferer für den Riesen-Jet A380, der in Finkenwerder teilweise ausgestattet und lackiert werden soll. Dadurch würden, erzählte von Beust frohgemut, „in absehbarer Zeit 1500 neue Arbeitsplätze entstehen“, eine Äußerung, die er besser unterlassen hätte.

Bislang war offiziell von 2000 direkten und 2000 „induzierten“ zusätzlichen Arbeitsplätzen die Rede gewesen, welche durch das Basteln am A380 in Finkenwerder entstehen würden. Dafür wird zurzeit die ökologisch wertvolle Elbbucht Mühlenberger Loch auf Kosten der Stadt vernichtet und Airbus als erschlossenes Bauland zur Verfügung gestellt. Auch soll die Werkspiste verlängert werden: Nach einem neuen Antrag von Anfang dieser Woche auf 3273 Meter bis in das südlich angrenzende Obstdorf Neuenfelde hinein, welches deshalb zum größten Teil vernichet würde. Kritiker haben diese Jobzahlen nie geglaubt, zumal Airbus bis heute keine Arbeitsplatzgarantie gegeben hat. Die Äußerung des Bürgermeisters dürfte den Skeptikern Auftrieb geben.

Genauso wie die Aussage von Gabriel, es gebe keine Konkurrenz der Länder um die Wohnorte – und damit Steuerorte – der künftigen ArbeitnehmerInnen: „Wir müssen was für den Standort tun, die Leute sollen da wohnen, wo es ihnen Spaß macht“, sagte er.

Also nicht in Neuenfelde.