Kaputtes Porzellan

Lehrerbildung in Gefahr: Professoren fürchten Abschreckung, weil der Senat keine Referendare einstellt

„Die Schulbehörde ist wie ein Elefant, der uns das Porzellan kaputt macht“, klagt Meinert Meyer, Dekan der Erziehungswissenschaft an der Uni Hamburg. Für die Schulen mache die Entscheidung, nur 48 Referendare einzustellen, wenige Prozente aus: „Für uns heißt das 100 Prozent Katastrophe.“

Drei verschiedene Ansagen habe er seit Herbst bekommen. Zuerst verlangte die Schulbehörde, wegen des steigenden Bedarfs die Zahl der Studienanfänger auf 1400 zu erhöhen. Dann verlangte der Wissenschaftssenator stattdessen einen Master-Studiengang für Quereinsteiger. „Inzwischen wird nicht mal der gewünscht“, sagt Meyer.

Für die 6500 Lehramt-Studierenden sei die aktuelle Politik eine „große Demotivation“. Meyer: „Wir müssen auf andere Berufe vorbereiten. Es geht um die Zukunft junger Menschen.“ Ein Großteil seiner Kommilitonen, so der Student Lars Rieck, „will weg an andere Universitäten“.

Vor Jahresfrist löste die Kunde von guten Chancen einen Ansturm aufs Lehrerstudium aus. Fürs nächste Semester fürchtet Planerin Eva Arnold nun gar eine Unterauslastung der Kapazität. Um überhaupt planen zu können, fordern Meyer und Arnold eine kontinuierliche Einstellung von „300 plus X“. Früher oder später gebraucht werden die jungen Kollegen auf jeden Fall. Bis 2015 gehen knapp 11.000 der 14.000 Lehrer in Rente. KAJ