Alltägliche Varianten der Trostlosigkeit

Sieben Stunden „Magazin des Glücks“ nonstop zu den Autorentheatertagen: Melancholisch bis schrille Zusammenschau der von Andreas Kriegenburg inszenierten Stücke von Dea Loher am Thalia in der Gaußstraße

Wo plakativ „Glück“ und „Glanz“ draufsteht, ist unter Garantie etwas anderes drin. Davon konnte man sich in der Theater-Marathon-Nacht zum Sonntag im Thalia in der Gaußstraße überzeugen, wo diese Worte als Leuchtreklame prangten. Erst- und letztmalig zeigten Hausautorin Dea Loher und Regisseur Andreas Kriegenburg ihre Sieben Stunden Glück am Stück im Rahmen der Autorentheatertage.

Zu den ersten fünf Teilen, die seit Oktober in Sieben-Wochen-Abständen auf die Probebühne gebracht wurden, gesellten sich jetzt zwei weitere „Magazine des Glücks“: Samurai und der Futuresong. Sie alle vereint zwar ein allgemeines Warten aufs Glück, aber das Wort „Glück“ ist viel zu groß: Ein winziger Lichtblick, die Aussicht auf eine Besserung der Lage – schon dies ist für die meisten Figuren mehr, als sie hoffen können. So präsentiert die Reihe eigentlich sieben Variationen des Unglücks. Isolation und Einsamkeit, Gefühlskälte und der Wunsch, etwas anders machen zu können: Immer schafft es das Team Loher/Kriegenburg, berührende Geschichten zu erzählen und Randexistenzen unserer Gesellschaft ins Bewusstsein zu rücken.

Die ursprüngliche Idee, mit den Episoden auf aktuelle Ereignisse zu reagieren, wandelte sich schon nach Teil 1 der Reihe: War Licht noch die einfühlsame Erinnerung an das triste Leben Hannelore Kohls, fokussieren alle weiteren Folgen eher allgemein die Schwierigkeiten des Einzelnen in individualistisch-anonymer Umgebung. Nach einer Mischung aus melancholischer Trostlosigkeit (Deponie, Hund), an die Berliner Geschichten erinnernde Beklemmung (Samurai) und Leichtigkeit (Hände) war das schrille Sanka, wie der Arzt im Stück bemerkt, „schon eine Last auf den Nerven“. Versöhnlich, fast besinnlich, stimmte dann der zur Gitarre vorgetragene Futuresong: „Where do we go to when we die?“ Liv Heidbüchel