Das Geld reicht nur für Druckraum light

Friedrichshain-Kreuzberg hat schon ein Konzept zur Einrichtung von Druckräumen. Das zur Verfügung stehende Geld würde allerdings nur für einen sehr bescheidenen Start ausreichen. Gesundheitsstadträtin sieht Senat in der Pflicht

„Gesundheitsräume“, „Druckräume“ „niedrigschwellige Kontaktläden mit Konsummöglichkeit“. Die Einrichtung, die in anderen Großstädten schon längst selbstverständlich ist, hat viele schwergängige Namen. Aber noch keine Existenz. Und das, obwohl sich einzelne Bezirke schon seit geraumer Zeit dafür aussprechen, dass in der Berliner Drogenbekämpfung neue Wege gegangen werden.

Schon im Frühjahr hatte die Berliner „Druckrauminitiative“ daher ein detailliertes und gebrauchsfertiges Konzept präsentiert. Die Bezirksstadträtin für Gesundheit und Soziales von Friedrichshain-Kreuzberg, Kerstin Bauer, die das Papier der Senatsgesundheitsverwaltung vorlegte, weist darauf hin, dass das Konzept wegen der Berliner Haushaltslage ohnehin „Druckraum light“ sei: Die Initiative aus Bezirken und Trägern der Suchthilfe spricht sich nämlich für ein Stufenmodell bis zum Jahr 2005 aus, das die „Einbindung von Konsummöglichkeiten in bereits bestehende Einrichtungen der Drogenhilfe“ zur Grundlage hat.

Würde der Senat, wie gefordert, zwei Konsumräume (in Mitte und in Kreuzberg) einrichten, kostete dies insgesamt rund 220.000 Euro im Jahr. Insbesondere am Kreuzberger Kottbusser Tor, wo das Drogenproblem am drängendsten zu sein scheint, wäre dazu das schon bestehende Kontaktangebot zu nutzen. Mit einer Öffnungszeit von 12 bis 13 Wochenstunden entstünden im laufenden Betrieb, außer der einmaligen Investition, keine Mehrkosten.

Allerdings gibt es nach wie vor große Abweichungen zwischen dem Finanzbedarf der Bezirke und der Finanzkraft des rot-roten Sparsenats. Der will (siehe oben) für 2002 lediglich 27.000 Euro lockermachen.

„Damit könnten wir ganz bescheiden loslegen, wenn wir im Herbst grünes Licht bekommen vom Abgeordnetenhaus“, meint Kerstin Bauer zwar, gleichzeitig weist sie aber darauf hin, dass in anderen Bundesländern für zwei Druckräume und deren Unterhalt ein Finanzbedarf von rund 600.000 Euro veranschlagt wurde. Eigene Finanzreserven kann die Stadträtin in den Kassen von Friedrichhain-Kreuzberg aber beim besten Willen nicht ausmachen. Daher sieht sie den Senat „in der Verantwortung und in der Pflicht, auch finanziell für die Umsetzung von Druckräumen zu sorgen“.

Die Gesundheitsverwaltung hat, Zustimmung vorausgesetzt, schon signalisiert, dass im Jahr 2003 wenigstens rund 172.000 Euro zur Verfügung gestellt werden. Ob sich die Vorstellungen von zwei Fixerstuben und einem mobilen Konsumraum aber damit umsetzen lassen, bleibt fraglich. Allein das Fixermobil würde rund 90.000 Euro kosten.

Wie das Papier feststellt, sind in Kreuzberg besonders die Gebiete um Kottbusser Tor, Schlesische Straße, Görlitzer Park, Boxhagener Straße betroffen. In Mitte sind es der U-Bahnhof Turmstraße, der Alexanderplatz und der nördliche Wedding. In Wilmersdorf-Charlottenburg konzentriert sich die Szene am Bahnhof Zoo und im angrenzendem Tiergarten. In Neukölln gilt die Hermannstraße als Drogenrevier, in Pankow die Schönhauser Allee, und selbst der Bezirk Spandau kennt das Problem in seinem Stadtzentrum.

ADRIENNE WOLTERSDORF