Jazz an der Delme

Delmenhorst swingt wieder – aber nicht nur. Mit Sufi und vietnamesischer Tradition ist für Tonmischungen gesorgt

Aus leidlich bekannten ökonomischen Gründen war das Delmenhorster Jazzfest, das in diesem Jahr immerhin zum 13. Mal stattfindet, keineswegs ausgemachte Sache. Aber die Probleme wurden bewältigt, so dass die norddeutsche Jazz-Gemeinde, ansonsten schwere Zeiten und hartes Brot gewohnt, sich freuen kann.

Das Programm eröffnet mit Richie Beirach, Billy Hart und Detlev Beier. Der Pianist Beirach wird in einem Atemzug mit Herbie Hancock, Chick Corea und Keith Jarrett geführt – auch wenn er kommerziell nicht so erfolgreich wie jene sein mag. Schlagzeuger Billy Hart – gleichfalls aus New York – arbeitete mit Miles Davis, Coltrane, Bill Frisell oder Dave Holland.

Der Name „Der Rote Bereich“ ist programmatisch zu verstehen: Rudi Mahall (Bassklarinette), Frank Möbus (Gitarre) und Jörn Schröder (Schlagzeug) fühlen sich im Jazz wie auch in freier Improvisation, klassischen Spielweisen und Rock zu Hause. Musikalisches Korinthenkackertum hat keine Chance. Oud-Virtuose Dhafer Youssef wuchs mit islamischer Musik – insbesondere der Sufi-Tradition – auf und begann später, mit Musikern verschiedenster Stile zu musizieren. So entstand eine faszinierende Mischung aus Sufi, Jazz und Avantgarde, die er mit seiner Band Electric Sufi in Delmenhorst ausführen wird.

Am Samstag ist zunächst „Sprechzeit“. Johannes Alfred Mehnert und eine mit konventionellen Instrumentalisten und DJ besetzte Band erkunden, inwieweit Sprechgesang und Jazz in ein funktionierendes Miteinander treten können – die Musik zwischen Bebop, Swing, Folk, Polka, die Lyrik, von Mehnert nicht selten durch ein Megaphon performt, neben Rap auch Dada, Dub Poetry und Surrealismus in sich aufnehmend.

Zum Abschluss stehen Huong Thanh und Nguyên Lê mit dem Programm „Dragonfly“ auf der Bühne. Vietnamesische Tradition und europäische Grooves finden wirkungsvoll zueinander. Huong Thanh sei „eine der schönsten Stimmen der vietnamesischen Gemeinde in Frankreich“, wird ihr attestiert, und Gitarrist Nguyên Lê spiele „wie kein anderer“. Andreas Schnell

Am Freitag und Samstag jeweils ab 19.30 Uhr im Kleinen Haus, Max-Planck-Straße 3 in Delmenhorst