big in japan
: FRANK KETTERER über einen schwierigen Umzug

Die Stunde der Heinzelmännchen

Nun geht es also doch noch ein bisschen weiter für die deutsche Mannschaft bei diesem Fest und natürlich ist das gut so, aber zunächst auch anstrengend, weil doch jetzt der Umzug ansteht von Japan nach Südkorea. Und bereits heute Vormittag hebt die Chartermaschiene vom Flughafen in Nagoya ab, um die deutschen WM-Helden direkt nach Cheju Island im südlichsten Südkorea zu fliegen. Dort, in Seogwipo, werden die DFB-Kicker bereits am Samstag (8.30 MEZ) ihr Achtelfinalspiel gegen den Zweiten der Gruppe B bestreiten, und ganz in der Nähe, in einem Hotel, das den zur Mission wunderbar passenden Namen „Wo Träume wahr werden“ trägt, werden sie auch wohnen und sich auf das nächste der Endspiele, die es ab sofort ja nur noch gibt bei dieser WM, vorbereiten. „Es ist ein ganz wunderbares Hotel“, hat Bundestrainer Michael Skibbe bereits vor dem Abflug nach Cheju geschwärmt, sogar südkoreanische Staatsoberhäupter sollen hier schon geurlaubt haben. Größtes Plus: Das Stadion von Seogwipo liegt nur eine Viertelstunde entfernt, weshalb in den Reihen der deutschen Mannschaft nun verstärkt von „Heimspiel“ gesprochen wird. Auf jeden Fall müssen die DFB-Kicker nicht schon wieder in den Flieger steigen, können einfach mit dem Bus zum Spiel fahren. Das erspart doch eine Menge Stress.

Auf ins Paradies

Wenn Kahn und Kollegen heute um die Mittagszeit ankommen in ihrem schmucken Paradies, das kürzlich erst noch mit dem koreanischen Umwelt-, Kultur- und Entwicklungspreis ausgezeichnet wurde, finden sie ihr neues Quartier mehr oder weniger schon wieder so vor, wie sie ihr altes, das in Seagaia, dem japanischen Ferienpark, zwei Tage zuvor verlassen haben. Was keine Selbstverständlichkeit ist, sondern eine Menge Arbeit für jene, die im Hintergrund die fleißigen Heinzelmännchen spielen müssen. Ober-Heinzelmann beim DFB ist Bernd Pfaff, verantwortlich für die Gesamtplanung der Nationalmannschaft und ihres WM-Abenteuers. Wobei dieser Umzug natürlich besonders beschwerlich war, schon weil eine Ländergrenze und doch recht viel Wasser zwischen den beiden Quartieren liegen. Und weil bis gestern Abend ja noch gar nicht sicher war, ob die deutschen Kicker jemals in den Genuss kommen würden, ihre Fußballhäupter in die Kissen des Hotel Paradies betten zu können. „Worst case“ hat Logistik-Chef Pfaff das bereits vor dem Turnier genannt, natürlich haben er und sein Team auch diesen gemeistert.

Dazu muss man vielleicht sagen, dass es ja heute längst nicht mehr so ist, dass da ein paar Kicker mit ihrem Turnbeutel zu einem Turnier fahren, dort ein paar Spiele machen und dazwischen in einer Jugendherberge hausen. Da würden der gute Kahn und seine lieben Kollegen dann vielleicht doch ein bisschen meutern. Und deshalb ist der DFB in Asien nun mit einem 21-köpfigen Helferstab unterwegs, der nichts anderes zu tun hat, als den Spielern das Leben so angenehm wie möglich zu machen, damit sie ihrerseits so gut wie möglich das machen können, wozu sie hier sind: Fußball spielen.

Haufenweise Müsli

„Wir haben alles getan, um die Grundlage für den sportlichen Erfolg zu schaffen“, sagt Harald Stenger, der selbst Mitglied dieser Mannschaft hinter der Mannschaft ist; als Pressesprecher hat er dafür zu sorgen, dass die Medien-Fritzen den Spielern nicht allzu sehr auf die Pelle rücken, was ihm bisher ganz gut gelungen ist. Außerdem dabei: zwei Köche, vier Physiotherapeuten, drei Ärzte, zwei Zeugwarte, ein extra Mann vom dreigestreiften Ausrüster, drei weitere Mitarbeiter der Pressestelle, ein Reisefachmann und, und, und. Und jeder hat ein paar Utensilien dabei, die er für seine Arbeit benötigt, die Zeugwarte zum Beispiel 14 Sätze weißer Trikots, sechs Sätze grauer Trikots sowie vier Sätze Trainingsklamotten, der Koch allein 40 große Pakete Müsli. „Das alles zusammen gibt ein Riesengepäck“, sagt Pressesprecher Stenger, rund drei Tonnen wiegen die 40 Kisten und zehn Boxen, mit denen der DFB hier in Asien unterwegs ist.

Das alles musste in den letzten Tagen von Japan nach Südkorea verfrachtet werden, von Seagaia nach Cheju. Und noch während die Kicker in Shizuoka gegen Kamerun den Ball traten und 2:0 gewannen, war ein Großteil der Heinzelmännchen im Hotel Paradies damit beschäftigt, alles wieder aufzubauen und einzurichten, damit sich die Spieler bei ihrer Ankunft gleich wieder wohlfühlen können. Dabei legt Harald Stenger Wert darauf, dass das nichts mit Überheblichkeit zu tun habe, sondern allein mit Vorplanung. So ein Umzug mit drei Tonnen Hausrat und über ein paar hundert Kilometer dauert eben seine Zeit, da kann man nicht erst damit anfangen, wenn die Ersten schon einziehen. „Alle Planungen, auch die für Südkorea, sind langfristig angelegt und werden auch so umgesetzt“, sagt Stenger. Und wenn die Deutschen gestern dann ausgeschieden wären, hätten die Heinzelmännchen in Südkorea eben umsonst aufgebaut – und gleich wieder abbauen und mit den drei Tonnen nach Hause fliegen können.

Verdientes Schnitzel

Das müssen sie ja nun Gott sei Dank nicht. Und auch DFB-Küchenchef Heinz Imhof hat seine Schnitzel nicht vergeblich in die Pfanne gehauen und die Pommes in die Friteuse. „Das ist meine Belohnung fürs Weiterkommen“, hat Imhof noch in Japan verraten, weil die Nationalspieler Schnitzel mit Pommes doch so besonders gerne essen. Das macht sie nun wirklich sympathisch.