Außereuropäischer Blick

Laokoon-Festival auf Kampnagel über„Geschichte und Gedächtnis im Zeitalter der Globalisierung“

Da muss erst ein Japaner kommen, um Pina Bausch und Sasha Waltz nach Hamburg zu holen. Deutsches Tanztheater, diesmal allerdings aus dem Blickwinkel der Globalisierung betrachtet. Vielleicht ist dies auch der Grund, aus dem Sasha Waltz jetzt ihre Prinzipien durchbricht. Denn seit die Choreographin an Berlins Schaubühne residiert, wollte sie in Deutschland keine Gastspiele mehr geben.

„Geschichte und Gedächtnis im Zeitalter der Globalisierung“: Unter diesem Motto steht vom 22. August bis zum 8. September das Programm des Laokoon Sommerfestivals auf Kampnagel. Intendantin Gordana Vnuk hat den japanischen Theaterkritiker Hidenaga Otori mit der Kuratierung beauftragt. Der außereuropäische Blick war entscheidend. „Damit liegen wir voll im Trend“, meinte Vnuk mit Verweis auf die soeben eröffnete Documenta 11.

Aber um Trends ging es hier nicht. Das Interesse für Tanz und Theater anderer Kontinente war ausschlaggebend. Zwei Jahre ist Otori um die Welt gefahren und mit sinnlicher, teils spektakulärer, dabei kritisch die eigene Geschichte reflektierender Tanz- und Theaterkunst zurückgekehrt. Das Teater Mandiri aus Jakarta zeichnet in Luka mittels des indonesischen Schattenrisstheaters die angespannte politische Situation im Land Ende der 90er Jahre nach. Aus Indien ist die Regisseurin Neelam Chowdry mit ihrer Theatergruppe The Company zu Gast und wird in der kulinarischen Romanze Kitchen Katha von der Liebe, vom Essen und von der eigenen Großmutter erzählen.

Einen eher ironischen Vorgeschmack auf den globalisierten Speisezettel gibt das Laokoon-Plakat: Spaghetti ranken sich da um den Körper des trojanischen Priesters. Und die Medienvertreter erhielten eine Packung Mirácoli zu den Presseunterlagen. Aber Instant Food findet sich nicht unter den insgesamt zehn Produktionen, darunter sechs europäische Premieren. Mit dem Black Swan Theatre reist eine ganze Aborigine-Gemeinde aus Australien an. Multimediale Inszenierungen versprechen die Videooper Memory vom Theater Neumarkt aus der Schweiz und John Jesuruns Performance Slight Return aus den USA.

Pina Bausch kommt mit ihrem Klassiker Kontakthof; Filmreihen, Pop aus Indien und Avantgarde aus Indonesien begleiten das Programm. Und ein Symposium stellt sicher, dass die Theorie nicht zu kurz kommt. Otori hält es da mit Nietsches „Fröhlicher Wissenschaft“: Amüsant werden ernste Dinge näher gebracht. Marga Wolff