Verhängnisvoll große Schuhsohle

Der Einbruch in das Französische Gymnasium in Tiergarten ist aufgeklärt. Polizei präsentiert neun zum Teil geständige Jugendliche als mutmaßliche Vandalen. Ermittler: Aus einem kleinen Einbruch wurde am Wochenende ein Happening

von SUSANNE VANGEROW

Kriminalrat Stefan Redlich, verantwortlich für die Ermittlungen zum Einbruch im Französischen Gymnasium in Tiergarten, konnte sich auf der gestrigen Pressekonferenz entspannt zurücklehnen. Die Täter sind gefasst. Neun Jugendliche seien an dem Einbruch beteiligt gewesen. Sieben Jungen und zwei Mädchen. Alle zwischen 14 und 16 Jahre alt, alle noch Schüler. Auch zwei Ehemalige des traditionsreichen Elitegymnasiums waren mit von der Partie. Die Polizei hat die jungen Einbrecher bereits am Mittwoch verhaftet und vernommen.

Wie berichtet, waren die Täter am vergangenen Wochenende in das Gebäude in der Derfflingerstraße eingedrungen und hatten schwere Verwüstungen angerichtet. Der Schaden beläuft sich auf etwa 100.000 Euro. Allerdings hatten sie dabei wohl zu viele verräterische Spuren hinterlassen. So wurde einigen Einbrechern ihr Schuhabdruck zum Verhängnis.

Auf einem Tisch im Polizeipräsidium sind mehrere Turnschuhpaare aufgereiht. Redlich hält eine Schuhsohle mit der seltenen Größe 48 ins Kameralicht. Dann weist er stolz auf die sichergestellte Diebesbeute neben den Turnschuhen: zwei Gettoblaster, ein Videorecorder. Ein kläglicher Rest. Die ebenfalls geklauten sündhaft teuren Videobeamer, hatten die Täter bereits vor ihrer Verhaftung vertickt.

Nach den Ermittlungen der Polizei sollen sich schon am Freitagabend zwei der 14-Jährigen gewaltsam Eintritt ins Schulhaus verschafft haben. Ihr Motiv: Diebesbeute machen. Die aufgebrochene Schule schien eine große Anziehungskraft auszustrahlen, denn im Laufe des Wochenendes gesellten sich sporadisch immer wieder Bekannte aus der Nachbarschaft hinzu. Aus dem Einbruch wurde so ein echtes Party-Happening. „Die haben die wilde Sau gemacht“, drückt Redlich es aus. Dabei durfte dann auch mal mit Feuerlöschern gesprüht und auf Lehrerfotos gespuckt werden. Die beiden Einbrecher-Mädchen hätten es jedoch beim Klau von Schokoriegeln belassen.

Zufall als Motiv träfe wohl bei den meisten Jugendlichen zu, vermutet Redlich. Auch dass sich die beiden Ersteinbrecher gerade das Lycée ausgesucht hätten, sei reiner Zufall gewesen. Selbst im Fall der Exschüler glaubt er nicht an einen Racheakt. Sein Kollege Thomas Neuendorf erklärt, beide seien zwar früher von der Schule abgegangen, allerdings aus freien Stücken.

Die Reaktionen der Eltern der Täter reichten von beschämtem Entsetzen bis hin zu Beschimpfungen gegen die Polizei. Redlich und Kollegen verwahrten sich jedoch gegen die erhobenen Vorwürfe, die Ordnungshüter hätten ihre Kinder wie Schwerverbrecher behandelt. Schließlich seien drei der Täter bereits mehrfach im Zusammenhang mit Gewalt- und Eigentumsdelikten aufgefallen. Diese drei sollten deshalb schon gestern dem Haftrichter vorgeführt werden. Die übrigen Schüler sind bereits wieder entlassen worden. Sechs der neun hatten die Tat umfassend gestanden. Die anderen verweigerten die Aussage.

Den typischen üblichen Verdächtigen aus sozial schwachem Elternhaus könne man zwar auch unter den Jugendlichen finden, so Redlich, die sozialen Hintergründe der kleinen Einbrecher seien sonst aber gemischt. Vom Arbeiter bis zum Angestellten im öffentlichen Dienst reichen die Berufe der Eltern. Lediglich die beiden Ersteinbrecher stammten aus so genannten „einfachen Verhältnissen“, berichtet Redlichs Kollege Thomas Neuendorf. Ein Franzose und ein Jugendlicher türkischer Abstammung sind unter den Tätern.

Einige der neun gefassten Tätern sollen auch an weiteren Einbrüchen beteiligt gewesen sein, die am vergangenen Wochenende in der Gegend um das Französische Gymnasium stattfanden. So sei eine Jugendherberge beklaut worden, berichtet Redlich. Wer daran beteiligt war, verrät er aber nicht.