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Von toten Schweinen und besonders glücklichen Kühen

Annemie Struempflers Bilder errinnern an einen Blick durchs Kaleidoskop. Wunderschön spiegeln sich die farbig schillernde Ornamente wieder und wieder. Erst auf den zweiten Blick enthüllt sich die groteske Szenerie: lange Reihen toter Kuh-Leiber. Ein Bild aus dem Schlachthof.

Am Sonntag eröffnet die Ausstellung „Tierisch?“ in der Villa Ichon. Zwölf KunststudentInnen der Fachhochschule Ottersberg zeigen ihre Werke, die sich allesamt mit dem Verhältnis von Mensch und Tier befassen.

Kai Gebert steckt Nutztiere in Einmachgläser. Sowas macht er gerne. Eingeweckt hat der Student auch Barbie und Ken, allerdings in Einzelteilen. „Das Schaf aus der Konserve“, kommentiert Gebert. Beim Plastikpärchen hat der Klonprozess wohl nicht ganz hingehauen. Gebert arrangiert seine Gläser auf weißen Spitzen-deckchen. Schöner Schein. Mit diesem Kontrast zwischen schöner Optik und grausamen Inhalten spielen viele der Arbeiten. „Es gibt einen Bruch zwischen der Realität des Schlachtens und der dabei noch vorhandenen Ästhetik“, erklärt Struempfler. „Auch die toten Leiber im Schlachthof sind sauber und ordentlich aufgereiht.“

„Das Thema Mensch–Tier wird in der Öffentlichkeit sehr rational und technisch diskutiert, man denke nur an BSE“, sagt Jan Hövener von der AG Stadt-Land-Ökologie, die die Ausstellung veranstaltet. „Hier steht die gefühlsmäßige Beziehung im Vordergrund.“

Nicht nur totes Fleisch, auch glückliche Tiere sind in der Villa zu sehen. Die Frage „Tierisch?“ wird ganz unterschiedlich beantwortet. Mit dem Zaunpfahl, der winkt, wenn aus Fleischwerbung Kollagen werden. Oder eben mit weidenden Kühen, die in die Kamera grinsen. So soll es sein, findet Hövener: „Eine offene Atmosphäre, die Fragen und Dialog ermöglicht.“

Der Dialog wird auch in verschiedenen Begleitveranstaltungen geführt. Am Mittwoch, 10. April, geht's um „Tiere in Kunst und Kultur“, am Freitag erzählt ein Demeter-Landwirt.

Antonia Götsch/ Foto: privat

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