„taz schaut über den Tellerrand“

Auf die Aktion „100.000 Abos für die taz“ reagieren die LeserInnen. Eine Auswahl von Statements

Rainer Maria Grobosch mailt: „Jedes Volk bekommt die Zeitung, die es verdient. So ist es im Übrigen auch mit der Politik. Wenn ich die Wahl hätte, zwischen den großen Mainstream-Verdummungs-Blättern zu wählen, würde ich jetzt noch am Kiosk stehen und suchen. Wer, wie der Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung unlängst behauptete, es muss doch möglich sein, in Deutschland Platz für einen „Qualitätsjournalismus“ zu haben, der weiß schon lange nicht mehr, was ein großer Teil des Volkes sich wünscht. Die Mainstream-Blätter und ein Großteil seiner Journalisten haben sich über die Jahre hinweg genau so weit vom Leser entfernt wie die politische Klasse vom Volk. Man kann dies jeden Tag nachlesen. Und der kleine Teil des Volkes, dem die Fähigkeit über den Tellerrand zu schauen nicht verloren gegangen ist? Dem seine kindliche Neugierde, für die vielen Fragen nach dem „Warum ist das so und nicht so?“ nicht abhanden gekommen ist? Ja, dieser Teil macht sich eben „seine Zeitung“ selber. So wird die taz so lange überleben, wie es Menschen in Deutschland gibt, die „gute Qualität in jeder Form“ immer noch zu unterscheiden wissen. Und das sind eben nicht so viele. Aber sie werden immer zahlreicher. Und heute habt ihr einen Genossen mehr bekommen. Herzlichen Glückwunsch.“

Malte Blumenthal findet dagegen: „Seitdem es euch gibt, jammert ihr rum, dass eure moralische Haltung jede Menge Geld wert ist. Ich bin ja auch der Meinung, dass die taz neben ein paar Wochenzeitungen wirklich auch andere, neue Einsichten in die Ereignisse unserer Welt erlaubt und bin dankbar dafür. Aber alle müssen irgendwann mal selbständig werden, das heißt sicherlich nicht den Fischer machen. Aber lasst euch doch was Neues einfallen. Mit taz.com hättet ihr Millionen von Abos an all die Minderheiten verschenken können, da wäre sogar eine Sonderausgabe für die Robben in der Nordsee drin gewesen. Es gibt bald wieder neue Gelegenheiten und bis dahin solltet ihr eure Tränen aus den Augen gewischt haben und in der guten, leider ein bisschen aus der Mode gekommenen taz-Art neue Felder erschließen und Themen erkennen. Solange hört auf mit der Flennerei.“

Willi Klopottek aus Herne schreibt: „Ich habe das Probeabo und bin sehr überrascht, wie breit der internationale Themenrahmen der taz ist. Ich kann dies daran festmachen, dass ich besonders an Madagaskar interessiert und dort auch engagiert bin. Offenbar ist die taz das einzige deutschsprachige Massenmedium, das regelmäßig über die Katastrophe auf der Großen Insel berichtet. Sehr traurig für die Presselandschaft, aber sehr lobenswert für die taz, dass sie das offenbare Desinteresse der Medien (und der deutschen und europäischen Politik) durchbricht.“

Susanne Jesche, Pressesprecherin der Financial Times Deutschland, antwortet auf einen Artikel von Handelsblatt-Korrespondentin Donata Riedel, der vor zwei Wochen an dieser Stelle veröffentlicht wurde: „In ihrem Artikel „Die taz ist der größere Erfolg“ vom 1. Juni 2002 beschreiben Sie die Situation für Tageszeitungen und kleinere Zeitungen wie die taz angesichts der Einbrüche im Anzeigenmarkt. Dabei behaupten Sie, dass die taz profitabel und daher erfolgreicher als die Financial Times Deutschland sei. Wenn das so sein sollte, freuen wir uns für den Erfolg der taz, die neben der FTD die einzige Zeitungsgründung der letzten Jahrzehnte ist. Sie schreiben in dem Artikel auch: „Die kleinen Zeitungen jedoch bekommen seit Beginn der Konjunkturflaute so gut wie gar keine Anzeigen mehr. Wenn überhaupt noch geworben wird, dann in den Blättern, die in ihrer Lesergruppe Marktführer sind. Die FTD bekommt deshalb nicht mehr Anzeigen als die taz.“ Schön wäre es, wenn Sie geschrieben hätten, wie viele Anzeigenseiten die taz wirklich hat? Die Financial Times Deutschland jedenfalls hat alles andere als fast gar keine Anzeigen im Blatt. Laut AC Nielsen verfügt die FTD im Zeitraum Januar bis April 2002 über ein Volumen von 320 Anzeigenseiten. Zum Vergleich: Die Welt verbucht im selben Zeitraum 483 Anzeigenseiten, das Handelsblatt 566 Seiten und die Frankfurter Rundschau 284 Anzeigenseiten. Die taz wird gar nicht erhoben. Der Artikel stammt von Donata Riedel, frühere taz-Redakteurin und heute Korrespondentin beim Hauptwettbewerber der FTD, dem Handelsblatt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt?“

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