Nichts ist so interessant wie das Nichts

Alles andere als bloße Kinderei: Max Eipps Solostück „Ein Tisch ist ein Tisch“ begeistert Menschen ab sechs Jahren mit einem komischen und traurigen Geschichtengebäude – philosophische Dimensionen inklusive

„Es gibt nur gute Geschichten und schlechte. Und gute Geschichten sind wahr, sonst wären sie ja schlecht.“ Sagt Max Eipp, und bei ihm wimmelt es nur so von guten Geschichten. In seinem neuen Solo Ein Tisch ist ein Tisch für Menschen ab sechs Jahren offenbart er sich selbst als offensichtlich komischer Kauz. Wenn er über seine „merkwerten“ Nachbarn spricht, pendelt er zugleich mit verwuscheltem Lockenschopf und augenrollend zwischen Sessel, Tischchen und Kästen und richtet dabei gelegentlich sein Wort an Frau Waxmann, die sprechende Katze. „Sie weiß ja nicht, dass Katzen nicht sprechen können. Und ich werd ihr‘s nicht sagen.“

Unter Regie von Marc Lowitz fesselt Eipp in Puschen und Hosenträgern mit einem Konglomerat aus Peter Bichsels Kindergeschichten, die alles andere sind als einfache Kindereien. Klar, dass auch Kinder hier auf ihre Kosten kommen. Aber Eipp setzt auf die philosophische Dimension der Pretiosen. Etwa in der komisch-traurigen Geschichte über den einsamen Alten von nebenan, der sich die Sprache neu erfindet, indem er alle Worte und ihre Bedeutungen vertauscht. Oder wenn er sich daran erinnert, wie er als Junge immer dachte, die Welt um ihn bestünde nur so lange, wie er sie betrachtete. Im Bestreben hinter die offensichtlich elektronisch generierte Kulisse zu schauen erkannte er, „nichts ist so interessant wie das Nichts“.

Auch wenn in diesem einstündigen Reigen irgendwann Übersättigung lauert, möchte man doch gern mehr hören von diesem wunderbar wunderlichen Erzähler, der sich derart in seine Figuren hineinlebt, dass sie leibhaftig werden. Aber Max Eipp ist auch ein Architekt. Er zitiert nebenbei auch aus seinem letzten eigenen Solo, Kleiner König Dezember, der ebenfalls „nebenan“ wohnt: Wir dürfen uns hoffentlich noch häufig an Eipps stetig weiter wachsenden Geschichtengebäude erfreuen.

Oliver Törner

nächste Aufführung: heute, 10.30 Uhr, Lichthof