Mehr Ampeln, mehr Gefahr

Verkehrskonzept rund ums Weserstadion schlägt Straßenausbau und neue Ampeln vor. Drive In werde rund 1.100 Autos pro Tag anziehen, fürchten Kritiker

Eine Ampel könnte zum „Dynamit“ werden. Glaubt die Anwohnerinitiative in Peterswerder, die den geplanten Drive In am Weserstadion verhindern will. Sie würde am liebsten gleich die ganze neue Nordtribüne verhindern, denn mit den neuen Gebäuden kommen Autos. Noch mehr Autos, zu viele Autos, findet die Anwohnerinitiative. Ein Verkehrskonzept der Hannoveraner Gutachter Schnüll, Haller und Partner liegt jetzt vor. Grund für die Anwohnerinitiative im Schulterschluss mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ihre Kritik am Mantelbau auf der Stadion-Nordseite zu erneuern.

Die landeseigene Bremer Sport und Freizeit GmbH hatte das Gutachten in Auftrag gegeben als Vorlage für ein schlussendlich zu erarbeitendes Konzept, wie Autos, Radfahrer und Fußgänger rund ums Stadion künftig fahren können. Das Papier aus dem Hause Schnüll, Haller und Partner legt schriftlich dar, was Anwohner und Umweltschützer ohnehin befürchtet hatten: Um den bei Fußballspielen und anderen Großevents anzunehmenden Autostrom zu bewältigen, muss die Ostrampe dreispurig ausgebaut werden. Sie soll die Hauptzufahrt zu den Parkplätzen darstellen. Die Westrampe, die aktuelle Zufahrt zum Stadion, soll den alltäglichen Verkehr zu den neuen Bürotürmen und zum Drive In aufnehmen. Vor beiden Rampen müssten Ampel und Abbiegespuren installiert werden. Eine „Basisstraße“ am Deichfuß unterhalb des Osterdeichs soll beide Rampen verbinden.

2.200 Fahrzeugbewegungen pro Tag haben die Gutachter an der Westrampe gezählt – samt Drive In rechnen sie mit rund 1.100 weiteren Autos. Für Peter Müller, BUND-Verkehrsexperte, ist damit völlig klar: „Die Westrampe ist deutlich am Rande ihrer Kapazität“, das Papier aus dem Hause Schnüll zeige: „Es gibt kein vernünftiges vorstellbares Konzept.“ Und die Ampel, die in seinen Augen und denen der Anwohner „Dynamit“ werden könnte, ist der Fußgängerübergang an der Verdener Straße. Denn mit den geplanten Ampeln an den Rampen würde es, ahnen die Kritiker, zum Dauerstau auf dem Deich kommen. Das ahnen auch die Gutachter und erwägen deshalb anstelle der Ampel einen Überweg mit Mittelinsel. „Aber dann“, sagt Axel Neuhaus von der Anwohnerinitiative und meint es bewusst drastisch, „dauert es nicht lange und Sie können da das erste Kind von der Straße kratzen.“

Anwohner und BUND setzen auf den juristischen Part der Angelegenheit. Das gültige Planungsrecht schließt weitere „Erschließungsmaßnahmen“ im Rahmen des Nordtribünenbaus aus – eine Ampel an den Rampen, auf jeden Fall aber die „Basisstraße“ am Deichfuß wären solche Maßnahme, sagt die Initiative. Die Behörden scheinen den Einwand sehr ernst zu nehmen. Denn das fertige Konzept, das auf Grundlage des Gutachtens eigentlich in diesen Tagen stehen sollte, wird noch auf sich warten lassen. Bis in den August. Nicht wegen der Verkehrsplanung, so ist zu hören, sondern wegen der Abwägung der rechtlichen Situation.

Susanne Gieffers

Demo „Kein Drive In am Osterdeich“, Dienstag, 18. Juni, 17.30 Uhr Weserstadion/Ostkurve

„Quo vadis Peterswerder?“ Podiumsdiskussion zum Ausbau des Weserstadions Vertretern des Senats, des Beirats, der Baudeputation, Donnerstag, 20. Juni, 19 Uhr, Bürgerhaus Weserterrassen