Eltern einbeziehen

Ausländische Eltern meiden Beratungseinrichtungen und Extratermine. Wie erreicht man sie dennoch?

Frau A. hat Probleme mit ihrem vierjährigen Sohn. „Er hört nicht auf mich“, klagt sie. Eine Elternberatungsstelle will die Türkin aber auf keinen Fall aufsuchen. Das ist der Normalfall. „Viele ausländische Eltern haben schlechte Erfahrungen mit Behörden gemacht und fürchten, in solchen Einrichtungen einer Kontrolle unterzogen zu werden. Dazu kommen ihre sprachlichen Schwierigkeiten“, erklärt der Diplompsychologe Kurt Wiesner. Für solche Familien müssten deshalb niedrigschwelligere Hilfsangebote etabliert werden.

Aus dieser Erkenntnis zog man im Jugendamt Nürnberg Konsequenzen: Wenn sich die Eltern bei Kurt Wiesner beraten lassen wollen, müssen sie ihn nicht in der Beratungsstelle aufsuchen. Wiesner kommt direkt in den Kindergarten. Auf einem allgemeinen Elternabend macht er dann auf seine Einrichtung aufmerksam. „Bloß keinen Extratermin zu diesem Thema. Da würden die ausländischen Eltern nie kommen.“ Auch die direkten Beratungsgespräche finden im Kindergarten statt, auf Wunsch kann auch eine Erzieherin dabei sein.

Bei der Beratung der Eltern berücksichtigt Kurt Wiesner kulturelle Komponenten, zum Beispiel unterschiedliche Rollenbilder und Erziehungsvorstellungen. „Ich versuche, den Eltern zu helfen und gleichzeitig ihre kulturellen Besonderheiten zu berücksichtigen“, beschreibt er seine Aufgabe.

Zusätzlich tauschen sich die Kindergarteneltern in interkulturellen Elterngesprächskreisen über die Besonderheiten ihrer jeweiligen Kultur aus. Sie besprechen dort ganz allgemeine Erziehungsprobleme und suchen gemeinsam nach Lösungen. So finden sie „im Gespräch vielleicht ein Miteinander“, hofft Kurt Wiesner. AH