Fit für Europa

Kanzler Gerhard Schröder eröffnet Willy-Brandt-Zentrum in Wrocław. Studium soll zum Jahresende starten

WARSCHAU taz ■ Noch ist die Jugendstilvilla eine halbe Ruine. Doch gegen Ende des Jahres soll hier, im niederschlesischen Wrocław (Breslau), das Willy-Brandt-Zentrum seine Pforten öffnen. Das „Center of Excellence“ soll die junge Elite Polens anlocken, sich nach ihrem Studium noch einmal intensiv mit „Deutschland- und Europastudien“ zu beschäftigen.

„Für uns ist das eine Riesenchance“, sagt Krzysztof Ruchniewicz in fließendem Deutsch. Der Breslauer Historiker, der als kommissarischer Direktor die ersten Professoren und Mitarbeiter ausgewählt hat, beneidet die Studenten um das „fantastische Programm, das es zu meiner Zeit nicht gegeben hat“.

Mit einem Festakt in der Aula Leopoldina der Universität Wrocław eröffnete gestern Bundeskanzler Gerhard Schröder das Zentrum mit dem polnischen Ministerpräsidenten Leszek Miller. Für ihn geht ein Wunsch in Erfüllung, den er im Dezember 2000 geäußert hatte. Damals war er zum 30. Jahrestag des Warschauer Kniefalls Willy Brandts nach Polen gereist und hatte vor dem Parlament über das Erbe der Brandt’schen Ostpolitik gesprochen, die heute in der EU-Politik der SPD-geführten Regierung fortgesetzt werde. Schröder weihte nicht nur ein Willy-Brandt-Denkmal ein, sondern auch den Willy-Brandt-Platz hinter dem ehemaligen Warschauer Ghetto, doch er wünschte sich ein zukunftsorientiertes Projekt: eine Akademie, die es jungen Polen ermöglichen soll, sich im Bereich der deutsch-polnisch-europäischen Zusammenarbeit eine hohe Kompetenz anzueignen.

Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) griff die Idee auf und schrieb einen Wettbewerb aus. Vorbild des Breslauer Zentrums für Deutschland- und Europastudien sind die vom DAAD eingerichteten „Centers for German and European Studies“ in den USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich und Japan. Spätestens 2003 wird die Uni Wrocław das „Center of Excellence“ finanziell vollständig übernehmen und in Eigenregie fortführen. GABRIELE LESSER