Israel: 20 Tote in Linienbus

Unter den Opfern befinden sich zahlreiche Schüler. Scharon lehnt die Gründung eines Staates im Autonomiegebiet ab. Palästinenser fürchten Vergeltungsschlag gegen Arafat. Peres bricht Reise ab

JERUSALEM taz ■ Bei einem erneuten Terroranschlag im Süden Jerusalems starben gestern früh mindestens 19 Israelis, darunter zahlreiche Gymnasiasten. Ein voll besetzter Linienbus, der aus der jüdischen Siedlung Gilo kam und in der Nähe einer Schule hielt, explodierte gegen 8 Uhr, unmittelbar nachdem der Selbstmordattentäter das Fahrzeug bestiegen hatte. Über 50 Menschen trugen zum Teil schwere Verletzungen davon.

Premierminister Ariel Scharon, der kurze Zeit nach dem Anschlag zu dem Unglücksort kam, beriet noch am Morgen mit Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser über mögliche Maßnahmen. „Wir müssen kämpfen, und das ist, was wir tun werden“, meinte Scharon. Auch das Sicherheitskabinett sowie Armee und Geheimdienst traten zu Beratungen über mögliche Konsequenzen zusammen. Außenminister Schimon Peres brach seine Reise nach Slowenien ab.

Nach Informationen der Online-Ausgabe der Tageszeitung Ha’aretz, die sich auf Regierungskreise beruft, plant Scharon derzeit nicht die Ausweisung von Palästinenserführer Jassir Arafat. Stattdessen rechneten Militärbeobachter mit einer erneuten Invasion der Armee in palästinensisches Gebiet.

Die islamisch-fundamentalistische Hamas übernahm die Verantwortung für das Attentat. Offenbar war der Täter aus der Umgebung von Bethlehem gekommen. Von Seiten der Autonomiebehörde wurde der Terroranschlag verurteilt. Minister Saeb Erekat lehnte indes jede Verantwortung dafür ab.

Bei der Jerusalemer Polizei herrschte weiter die höchste Alarmstufe. Bereits am Vortag waren aufgrund von Vorwarnungen mehrere hundert Sicherheitsbeamte in der Stadt eingesetzt worden. „Es gibt Hinweise auf weitere geplante Attenta-te“, erklärte ein Polizeisprecher. Neben Frankreich und Großbritannien, die den Anschlag verurteilten, äußerte sich Bundesaußenminister Joschka Fischer empört über die „durch nichts zu rechtfertigende Tat“. Fischer sprach dem israelischen Volk sein Mitgefühl aus. Auch der spanische Außenminister und amtierende Ratsvorsitzende der Europäischen Union, Josep Pique, sagte, die Täter seien „Feinde des Friedens und somit auch Feinde des palästinensischen Volkes“. Die EU hatte am Dienstag die Fatah-nahe Bewegung Al-Aksa-Brigaden, die sich in der Vergangenheit zu einer Reihe von Attentaten bekannt hatte, auf die Liste terroristischer Organisationen gesetzt. PON

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