Springer will Kirch

Schachzug der Verlagshäuser: Springer und Bauer wollen KirchMedia kaufen und prüfen die wirtschaftlichen Bedingungen einer Übernahme

BERLIN afp/taz ■ Der Axel Springer Verlag (ASV) und der Heinrich Bauer Verlag wollen das bankrotte Medienunternehmen KirchMedia (Pro 7, Sat.1, Kabel 1) übernehmen. Zu diesem Zweck haben beide Häuser ein Konsortium gegründet.

Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner und der Verleger Heinz Bauer unterzeichneten in Hamburg eine entsprechende Absichtserklärung, nach der beide Verlage zu gleichen Teilen beteiligt werden. Ziel sei es, mit mindestens 51 Prozent eine entscheidungsfähige Mehrheit der KirchMedia-Auffanggesellschaft zu übernehmen. Das Konsortium aus Springer und Bauer sei sowohl für Finanzinvestoren als auch für weitere Medienunternehmen offen.

Zunächst soll das Bündnis den Angaben zufolge die wirtschaftlichen Bedingungen einer Übernahme prüfen. Entscheidende Kriterien seien dabei die Attraktivität des Kaufpreises und die endgültige Struktur der neuen KirchMedia. Bei KirchMedia liegt unter anderem das umfangreiche Filmarchiv des einstigen Medienkonzerns. Der Wert des Unternehmens wird auf 1,8 bis 2,5 Milliarden Euro geschätzt. Das Amtsgericht München hatte am Montag mit der offiziellen Eröffnung des vor zwei Monaten beantragten Insolvenzverfahrens den Weg für einen Verkauf freigemacht.

Zuletzt hatte ein Konsortium aus der Essener Verlagsgruppe WAZ, dem Hollywood-Studio Columbia Tristar und der Commerzbank Interesse an KirchMedia angemeldet. Nach dem Ausscheren der vorsichtigen WAZ suchen die Amerikaner und die Bank nach neuen Partnern für eine Übernahme, haben aber deutlich schlechtere Karten als die deutschen Verlagshäuser.

Springers Einstieg erscheint einerseits wie eine logische Revanche, nachdem sich Kirch sukzessive und teilweise über Strohmänner beim ASV eingekauft hat. 40 Prozent der Aktien hielt der Münchener Medienhändler zuletzt – das Geld liegt gegenwärtig als Sicherheit bei der Deutschen Bank. Andererseits haben Kirch und Springer lange miteinander kooperiert. Bis Kirch die Konkurrenten auch dort verdrängte, war Springer auch gleichberechtigter Partner bei Sat.1. Die Sportrechteagentur ISPR teilen sich Springer und Kirch nominell noch heute. Der Bauer Verlag rangiert eher im Mittelfeld der Medienunternehmen, mit einer Beteiligung an RTL 2 kann er aber auch ein gewisses Maß an Fernsehkompetenz vorweisen. ARNO FRANK