Friedhof von Welt

125 Jahre Ohlsdorfer Friedhof: „Hamburgs schönster Park“ möchte Weltkulturerbe der UNESCO werden. Doch es gibt viele Mitbewerber

von HELENE BUBROWSKI

„Der Ohlsdorfer Friedhof ist Hamburgs schönster Park.“ Norbert Harms, Mitarbeiter in der Friedhofsverwaltung Ohlsdorf, ist stolz auf den größten Parkfriedhof Europas. Auf 400 Hektar liegen über 1,2 Milionen Menschen begraben, darunter Prominente wie Gustav Gründgens, Hans Albers und Ida Ehre. Jetzt feiert der Friedhof sein 125. Jubiläum. „Auf dem Ohlsdorfer Friedhof dokumentiert sich die Geschichte Hamburgs“, erklärt Helmut Schoenfeld vom Förderverein Ohlsdorfer Friedhof.

Passend zu den Feierlichkeiten steht eine neue Idee auf dem Programm: Der Ohlsdorfer Friedhof will sich bei der UNESCO um die Ernennung zum Weltkulturerbe bewerben. Der Vorschlag kam von Heino Grunert, Gartendenkmalpfleger der Umweltbehörde. Und nun beraten darüber Vertreter von Behörde, Friedhofsverwaltung Ohlsdorf und Denkmalschutzamt. In Hamburg gibt es bisher kein Baudenkmal mit diesem Status. Nur von Fritz Schumachers Chile-Haus liegt eine entsprechende Bewerbung vor. Unter den weltweit 721 Kultur- und Naturerbestätten der UNESCO befindet sich bisher nur ein einziger Friedhof, der Skogskyrkogarden in Stockholm.

Nach Volker Konerding vom Denkmalschutzamt Hamburg gebühre dem Friedhof durchaus der „Rang eines Weltkulturerbes“. So außergewöhnlich seien die Grabmäler, so kunstvoll sei der Park angelegt. Der Weg zur Anerkennung von „außergewöhnlichem universellem Wert“ ist jedoch lang und steinig. Birgitta Ringbek, Delegierte Deutschlands beim UNESCO-Welterbekomitee, erklärt: Zunächst müsse der Friedhof unter Denkmalschutz gestellt werden. Dann erst könne die Stadt Hamburg einen Antrag bei der Kultusministerkonferenz stellen. Wird dem zugestimmt, entscheiden alle 167 Staaten, die das „Internationale Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt“ verabschiedet haben, ob der Friedhof die Voraussetzungen für eine Ernennung erfüllt: Einzigartigkeit, historische Echtheit, guter Erhaltungszustand. Da die Bundesrepublik bereits über 25 Stätten mit Welterbestatus verfügt, gibt es jährlich maximal eine deutsche Nominierung. Die Liste der Bewerber ist lang; bis 2008 sei jede Verhandlung ausgeschlossen, so Ringbek.

Gartendenkmalpfleger Heino Grunert hält das Vorhaben trotzdem für lohnenswert. Kulturgüter der UNESCO stünden nicht nur unter nationalem Schutz, sondern unter dem der „gesamten Menschheit“. Auf lange Sicht wäre so die Erhaltung des bedeutenden Denkmals gesichert. Ein Weltkulturerbe in der Hansestadt steigere auch ihr Prestige und damit die Zahl der Besucher.

Vom 21. bis 23. Juni gibt es Führungen, Konzerte, Lesungen und Gottesdienste auf dem Friedhofsgelände. Das genaue Programm: ☎ 59 38 80