Vor Pisa: Gerüchte und Schnellschüsse

Die Verantwortlichen für die Schulstudie Pisa weigern sich, die Öffentlichkeit schnell über alle Ergebnisse des Bundesländervergleichs aufzuklären

BERLIN taz ■ Die für Pisa verantwortlichen Kultusminister Zehetmair, Zöllner und Schipanski weigern sich kollektiv, den Gerüchten um die Pisa-Studie ein Ende zu bereiten. Sie wollen an dem alten Termin der offiziellen Bekanntgabe, dem 27. Juni, festhalten – obwohl Bayern ohne detaillierte Informationen bereits als „Gewinner“ des Schulvergleichs gehandelt wird.

Die Sprecher der Wissenschaftsminister Jürgen Zöllner (Rheinland-Pfalz, SPD) und Hans Zehetmair (Bayern, CSU) mochten die bereits bekannt gewordenen Pisa-Ergebnisse nicht autorisieren. Es gebe bislang gar keine Zahlen der Studie. Eine sofortige Veröffentlichung sei technisch nicht möglich. „Wir beobachten die Nachrichtenlage über Pisa“, meinte die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Dagmar Schipanski (CDU).

Ähnlich vage blieben ihre Aussagen zum Angebot des Bundes, den Ländern bei der Einrichtung von Ganztagsschulen mit vier Milliarden Euro unter die Arme zu greifen. Natürlich sei jeder Euro für die Schulen sinnvoll, sagte Schipanskis Sprecherin Urte Lemke – aber es gehe nach Pisa gar nicht um Fragen der Struktur von Schule, also etwa Ganztagsschulen.

Fast alle Bundesländer haben zwar bereits die Ausweitung ihres Ganztagsschulangebots ins Auge gefasst. Das Geld von der Bundesregierung dafür wird von manchen Ländern aber aus prinzipiellen Gründen abgelehnt – weil der Bund im Bildungswesen nicht zweckgebundene Mittel vergeben dürfe. Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) konterte, dass die Eltern für solche Zuständigkeitsdebatten kein Verständnis hätten.

Niedersachsen wird als reaktion auf Pisa das Zentralabitur einführen. Zudem werde es künftig an den Schulen in den Klassen 4, 6 und 8 standardisierte Leistungsvergleichstests geben, kündigte Ministerpräsident Sigmar Gabriel (SPD) in Hannover an. Das Land rangiert beim Vergleich angeblich im Mittelfeld.

Ein Zentralabitur gibt es bislang in den Ländern Bayern, Baden- Württemberg, Saarland, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Andere Länder wie Hessen denken ebenfalls über seine Einführung nach. Gabriel meinte, die standardisierten Abiturprüfungen sollten feste, landesweit einheitliche Bestandteile und je nach Schule variable Komponenten haben. Die Vergleichstests dürften nicht als „Strafinstrument und Selektionsinstrument“ verstanden werden. CHRISTIAN FÜLLER

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