Tod im Kühlcontainer

Chef einer internationalen Schleuserbande wegen „fahrlässiger Tötung“ zu zehneinhalb Jahre verurteilt

DEN HAAG dpa ■ Der Chef einer niederländisch-türkischen Schleuserbande muss für den Tod von 58 Chinesen mit einer Haftstrafe von zehneinhalb Jahren büßen. Die Chinesen waren am 19. Juni vergangenen Jahres bei dem Versuch ums Leben gekommen, illegal in einem Container nach Großbritannien einzureisen.

Über das Strafmaß hat das Oberlandesgericht in Den Haag am Donnerstag in einem Berufungsverfahren entschieden. Vor einem Jahr hatte ein Gericht in Rotterdam bereits gegen den Türken Gürzel Özcan (38) zehn Jahre Haftstrafe verhängt. In beiden Prozessen hatte der Staatsanwalt 20 Jahre Haft verlangt.

Das Gericht wies am Donnerstag auch die Forderung der Anklage zurück, Özcan und sechs weitere Angeklagte wegen Totschlags zu verurteilen. Die Schleuser, hieß es in der Begründung des Gerichtsvorsitzenden, hätten ihre Opfer nicht bewusst in den Tod getrieben, als sie die Gruppe in einem defekten Kühlcontainer von Rotterdam aus über eine Kanalfähre zum englischen Hafen Dover beförderten. Dass beim Transport 58 von 60 Reisenden im Container erstickten, sei eher ein Unfall gewesen und nicht als Totschlag zu bewerten.

Der als geldgierig charakterisierte und in Frankreich wegen Menschenschmuggels vorbestrafte Özcan sei sich allerdings der Gefahr für die illegalen Zuwanderer bewusst gewesen, erklärte der Richter. Deshalb wurde die gegen ihn ausgesprochene Strafe der ersten Instanz nun um ein halbes Jahr erhöht. Außerdem muss er eine Geldbuße von 45.000 Euro bezahlen.

Zwei Komplizen sollen fünf Jahre verbüßen statt der früheren Strafen von neun beziehungsweise sieben Jahren. Gegen die anderen wurden Strafen von drei Jahren Haft verhängt. Gegen das Urteil kann die Staatsanwaltschaft Revision beim Hohen Rat einlegen, der höchsten niederländischen Rechtsinstanz.

Der niederländische Fahrer des Todeslastwagens ist im vorigen Jahr in Großbritannien wegen Totschlags zu 14 Jahren Haft verurteilt worden.