Wolfsgeheul im Parkhaus

Auf der Suche nach dem Mörder durchläuft das Publikum das Parkhaus am Brill von oben bis unten: Ab 27. Juni spielt dort das Tanztheater

Langsam die Spirale hinunter, mit dem Lärm der Straße: Parkhaus-Theater

Wenn die Zeit läuft wie sie will. Wenn Räume nicht sind, wo sie eben waren. Wenn Licht und Schatten in ständigem Wechsel stehen. Wenn sieben Körper Tanz und Musik zum Spiel machen. Wenn gemordet wird, und niemand kennt den Mörder.

Dann befindet sich der Zuschauer im Tanztheater „Entre chien et loup“ von Helge Letonja. Die neueste Produktion der 1996 gegründeten Tanzgruppe „steptext Bremen“ hat ihr Stück ganz bewusst in ein Parkhaus verlegt. Die sieben Tänzerinnen und Tänzer in Schwarz und Weiß werden das Publikum auf einer Zeit- und Ortsreise mitnehmen.

Rahmenhandlung ist ein Mord. Ein Todesfall in einer Familie. Ist es ein Clan, ein Wolfsrudel? Ist der Mord wirklich geschehen? Mit Realität und Illusion spielen sich die Darsteller von Etage zu Etage. Wobei das Publikum vom Parkdach die Spirale hinunter in die dunklen Ecken des Gebäudes geführt wird. Oder soll man eher sagen, verführt? Bei der Suche nach dem Mörder erwachen Traumwelten, irrationale Mächte wie Erotik und Brutalität.

„Ganz am Anfang beginnt das Stück, bei der Geburt“, sagt der 1970 geborene Helge Letonja. Er ist Kopf und Macher des Tanzensembles. Also Regisseur und Ideengeber. In Frankfurt/Main und Amsterdam studierte er klassischen Tanz und bereiste mit verschiedenen Tanzgruppen den halben Globus. „In Südamerika zum Beispiel arbeiten wir ganz anders. Dort spielt das Gefühl, der Bauch. In Deutschland geht es schon viel verkopfter zu“.

Und genau damit spielt „steptext Bremen“. Im Wechselspiel von Licht und Klang, eingebettet in die Geräuschkulisse, die von der Straße heraufweht, soll Veränderung nicht mehr nur mit dem Kopf wahrgenommen werden.

Ebenso wie die verschiedenen Spielorte in der Parkgarage, ist die Musik eine Collage. Helge Letonja will sie nicht als Filmmusik bezeichnen, zeitgenössische Kompositionen trifft es besser. Fantastisch wird es zugehen, vorallem beim Ende. Nichts davon soll vorweg genommen werden. Nur soviel: Mit dem Tod hört diese Reise noch lange nicht auf.

Hannes Krug

Premiere der eineinhalb stündigen Vorstellung ist am 27. Juni 2002 um 21 Uhr auf der Dachetage des Parkhauses am Brill. Eintritt: 15 Euro, ermäßigt 10 Euro. Die Karten gibt es an der Abendkasse (sind aber nicht gleichzeitig Parktickets). Vorbestellungen unter ☎ 0421 – 70 42 16.