Die Murmelsammlung wächst

Berlin Thunder verteidigt den Titel und gewinnt zum zweiten Mal in Folge den World Bowl der europäischen Football-Liga. Rhein Fire erwischt im Finale schlechten Start und unterliegt 20:26. Herausragendes Spiel des Berliner Duos Husak/Looker

„Das beste Team der Saison hat verdient gewonnen“

aus Düsseldorf VOLKER OHM

Sie hatten den gut tausend Fans in der Kurve gehuldigt, die „Murmel“, wie der World Bowl von den Fans genannt wird, in den Düsseldorfer Abendhimmel gereckt, Dutzende von Umarmungen und Glückwünschen entgegengenommen und das unvermeidliche „We are the champions“ intoniert.

Minuten später saß ein Teil des Thunder-Teams im überhitzten Presseraum des Düsseldorfer Rheinstadions. Chefcoach Peter Vaas blickte selig die vor ihm aufgebaute 18,7 Kilo schwere World-Bowl-Kugel an und ließ seine Gedanken darin kreisen. „Ich bin stolz auf den ersten Titel für diese Mannschaft, aber wir freuen uns über den zweiten Worldbowl für Thunder“, sagte Peter Vaas dann.

Zum ersten Mal in der zehnjährigen Ligageschichte hat der europäische Football-Champion seinen Titel verteidigt. Mit dem 26:20-Erfolg im Finale gegen Rhein Fire hat Berlin Thunder seinen Vorjahreserfolg in der NFL Europe wiederholt und Manfred Burgsmüller vor 53.109 Zuschauern im Düsseldorfer Rheinstadion den Abschied vergällt. Schwacher Trost für ihn: der 52-jährige ehemalige Fußballnationalspieler erzielte per Extrakick den letzten Treffer überhaupt im Rheinstadion und avancierte mit 306 Zählern zum erfolgreichsten Punktesammler der Liga-Geschichte.

Nach einem 40-minütigen Showprogramm, das mit Musik der Altrocker von Status Quo, den Düsseldorfer Symphonikern und Impressionen vom rheinischen Karneval angefüllt war, erwischten die Gastgeber den schlechtesten Start der Saison. Bis zum 20:0 dominierten die Berliner, die in Spielmacher Todd Husak und Passempfänger Dane Looker ihre überragenden Akteure hatten, die Partie nach Belieben. Mit viel Kampf brachte Fire den Titelverteidiger, der beide Saisonspiele mit 16:20 und 14:24 verloren hatte, wenigstens im Schlussviertel ein wenig in Bedrängnis.

Aus der erfolgreichen Thunder-Mannschaft der Vorsaison war nur noch ein halbes Dutzend Spieler dabei. Das Gros der Spieler beider Teams ist nur für eine Saison von Mannschaften der Mutterliga NFL an die europäischen Töchter ausgeliehen. Vaas sagte: „Das ist das große Problem, aber auch die große Herausforderung in dieser Liga, die die Arbeit hier so interessant macht.“

„Das beste Team der Saison hat verdient gewonnen“, resümierte Ray Willsey, der sportliche Leiter der NFL Europe. Liga-Vize John Beake stellte fest: „Es war ein toller Event und ein großartiges Spiel. Fire hat eine exzellente Veranstaltung präsentiert, die sicher dem Football neue Freunde gewonnen hat.“ Dies hat der uramerikanische Sport vor allem in der Hauptstadt nötig. In Düsseldorf und bei Liga-Krösus Frankfurt Galaxy verfolgen regelmäßig mehr als 32.000 Fans die Partien. Berlin lockte trotz des Vorjahrestitels nur einmal eine fünfstellige Kulisse an. „Wir haben in unserer Außenwirkung noch Defizite gegenüber dem sportlichen Bereich“, meinte Vaas.

Thunder hatte in diesem Match die Lehren aus den beiden Niederlagen gegen Rhein Fire in der regulären Saison gezogen. Der Mannschaft gelang es, das Fire-Laufspiel zu stoppen, die bärenstarke Düsseldorfer Defense mit einer gelungenen Mischung aus kurzen Pässen und Laufspiel zu verwirren.

Und dann waren da noch Husak und Looker. Das Zusammenspiel von Quarterback und Passempfänger zeichnete für zwei Touchdowns und einen gehörigen Anteil am Triumph verantwortlich. Looker erhielt sogar die Auszeichnung „Most Valuable Player“, die des wertvollsten Spielers des Finales.

Aber auch die Kicker leisteten beste Arbeit, ob Danny Boyd und Axel Kruse mit ihren Feldtoren und Extrapunkten oder Brian Morton mit seinen Befreiungsschlägen. Zudem glückten der Thunder-Verteidigung die Big Plays.

Peter Vaas verprach dann zum Schluss seiner Ausführungen, in der kommenden Nacht noch sehr viel Wasser zu trinken und eine Woche mit einem gemalten Lächeln im Gesicht rumzulaufen. Dann löste er die letzte Veranstaltung im Rheinstadion, das einer neuen Multifunktionsarena weichen wird, auf. Nicht ohne sich die Murmel unter den Arm zu klemmen.